Geringe Assoziation zwischen Craving und ADHS-Symptomatik bei alkoholabhängigen Patienten
Es besteht die Vermutung, dass erwachsene Patienten mit einer Alkoholabhängigkeit und Symptomen eines Aufmerksamkeit-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndroms (ADHS) mehr unter Craving, dem starken Verlangen nach Alkohol, leiden als Alkoholabhängige ohne ADHS-Symptomatik. Allerdings kann Craving auch mit dem Alkoholentzug und psychiatrischen Symptomen in Zusammenhang stehen. Wissenschaftlern der Universitätsklinik und Poliklinik für Psychiatrie, Bern, zufolge könnte deshalb die Assoziation zwischen dem Craving und ADHS fehlinterpretiert werden. In einer aktuellen Studie haben die Forscher nun den Zusammenhang zwischen dem Craving und ADHS-Symptomen bei alkoholabhängigen Patienten genauer untersucht. Teilnehmer der Studie waren 385 Patienten mit oder ohne ADHS-Symptome, die sich einer Alkoholabhängigkeitsbehandlung unterzogen. Alle Patienten wurden hinsichtlich ihres Cravings, des Entzugs und möglicher psychiatrischer Symptome miteinander verglichen. Die Auswertung der gesammelten Daten ergab, dass Patienten mit einem wahrscheinlichen erwachsenen ADHS ein stärkeres Craving, mehr und stärker ausgeprägte Entzugssymptome sowie mehr psychiatrische Symptome zeigten als Alkoholabhängige ohne ADHS-Symptome. Im Regressionsmodell zeigte sich dann jedoch, dass nur etwa 3 % Varianz beim Alkohol-Craving durch die ADHS-Symptomatologie erklärt werden konnte, wohingegen 23 % Varianz zu erklären waren, wenn der Entzug und die psychiatrischen Symptome hinzugerechnet wurden. Diese Studienergebnisse zeigen, dass Alkohol-Craving wahrscheinlicher mit dem Entzug und psychiatrischen Symptomen zusammenhängt als mit einer ADHS-Symptomatik, so die Autoren.
(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 16.07.2025 - 13:22): http://www.neuromedizin.de/Psychiatrie/Assoziation-zwischen-Craving-und-ADHS-Symptomatik-bei-alkoho.htm
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