Die Ergebnisse neuerer Studien zeigen offenbar, dass bei Patienten mit einem essentiellen Tremor in vielen Fällen eine Degeneration der Purkinje-Zellen im Kleinhirn zu finden ist. Eine aktuelle Untersuchung von Wissenschaftlern der University of Saskatchewan/Saskatoon Health Region, Saskatoon, Saskatchewan, Kanada, kommt nun jedoch zu dem Ergebnis, dass durch eine Bestimmung des zerebellaren Purkinje-Zell-Verlustes differentialdiagnostisch nicht zwischen einem essentiellen Tremor und der Parkinsonerkrankung unterschieden werden kann und die Zelldegeneration und ihre Folgen somit auch keine pathologische Basis für die Diagnose und Differentialdiagnose des essentiellen Tremors darstellen. Die Forscher hatten postmortal die Gehirne von 14 verstorbenen Patienten mit essentiellem Tremor, von 41 Parkinsonpatienten und 6 Kontrollpersonen ohne neurologische Erkrankungen hinsichtlich der Anzahl der Purkinje-Zellen im Kleinhirn untersucht. Das Alter der Patienten zum Todeszeitpunkt lag in der Tremorgruppe im Mittel bei 82,7 Jahren, in der Parkinsongruppe bei 79,1 Jahren und bei den Kontrollpersonen bei 75,7 Jahren. Die Personen mit essentiellem Tremor litten im Durchschnitt bereits seit 34 Jahren unter der Tremor-Symptomatik und die Parkinsonpatienten seit etwa 15,7 Jahren. Für die Purkinje-Zell-Zählung kamen 3 verschiedene Methoden zur Anwendung: eine Sektion durch jeden einzelnen Teil der Zellen, eine Sektion durch die Anteile des Nucleus sowie eine Sektion durch den Nucleolus-Bereich der Purkinje-Zellen. In den Neuronen der Patienten mit essentiellem Tremor fanden sich im Durchschnitt 64,8 Purkinje-Zellen pro Neuron, in denen der Parkinson-Patienten 56,2 Zellen und bei den Kontrollpersonen 58,0 Zellen. Signifikante Unterschiede zwischen den 3 Gruppen waren demnach nicht festzustellen. Diese Untersuchungsergebnisse sind ein Beleg dafür, dass ein zerebellarer Purkinje-Zell-Verlust nicht dazu geeignet ist, den essentiellen Tremor vom Morbus Parkinson oder von Personen ohne neurologische Erkrankungen zu unterscheiden, so die Wissenschaftler.