Vollständig überarbeitete S2k-Leitlinie für Diagnostik und Therapie der Parkinson-Krankheit ist veröffentlicht

„Die Parkinson-Forschung hat entscheidende Fortschritte gemacht, die in die neue S2k-Leitlinie eingeflossen sind, um eine Behandlung nach aktuellem Wissensstand zu gewährleisten. Besonders wichtig für den Behandlungserfolg ist eine frühzeitige und differenzierte Diagnose, welche schon jetzt die Therapieempfehlungen beeinflusst. Die Früherkennung ist auch Voraussetzung für eine ursächliche Therapie, die wir hoffentlich in wenigen Jahren zur Verfügung haben. Darauf bereitet die neue Leitlinie vor“, sagt Prof. Joseph Claßen, erster Vorsitzender der DPG und Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie am Universitätsklinikum Leipzig. Neben der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) waren weitere 18 Fachgesellschaften, Berufsverbände und Organisationen am Konsensusprozess beteiligt, der von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) koordiniert wurde.

Eine wichtige Erkenntnis der aktuellen Parkinson-Forschung ist, dass die Parkinson-Krankheit in vielen Fällen durch genetische Varianten bzw. Mutationen entsteht. Aus diesem Grund empfiehlt die neue Leitlinie unter anderem, künftig den allgemeineren Begriff „Parkinson-Krankheit“ statt „idiopathisches Parkinson-Syndrom“ — also ohne bekannte Ursache — zu verwenden.

Aus den Erkenntnissen zu den genetischen Ursachen der Parkinson-Krankheit ergeben sich neue Ansatzpunkte für die Behandlung, die auf molekulare Ursachen abzielen und so in die Entstehung der Parkinson-Krankheit eingreifen, statt nur die Symptome zu behandeln. „Wir gehen heute davon aus, dass wir in absehbarer Zeit eine Therapie entwickeln, die das Fortschreiten der Parkinson-Krankheit bremst, ihren Ausbruch verzögert oder ihn sogar verhindert“, erklärt Prof. Claßen.

Frühe Diagnose als Voraussetzung für spezifische Therapien

Ein Schwerpunkt der neuen Leitlinie sind die Diagnose und die Früherkennung: So wird empfohlen, im Fall erster Symptome, die im Frühstadium auf eine Parkinson-Krankheit hinweisen können, zum Beispiel eine Geruchstestung oder eine polysomnographische Untersuchung im Schlaflabor als ergänzende Diagnostik mit einzubeziehen sowie nicht motorische Symptome. Auch eine kraniale Magnetresonanztomographie sollte bei Parkinson-Verdacht frühzeitig erfolgen, um andere Erkrankungen auszuschließen. Erstmals empfiehlt die Leitlinie auch konkret, auf Wunsch der Betroffenen eine humangenetische Diagnostik durchzuführen, vor allem wenn Parkinson in der Familie auftritt oder wenn die Krankheitssymptome vor dem 50. Lebensjahr auftreten.

Die wissenschaftlich begründete und praxisorientierte Überarbeitung und Aktualisierung der Leitlinie zur Diagnose und Therapie der Parkinson-Krankheit soll die klinische, die ambulante und die stationäre Versorgung von Menschen mit Parkinson weiter verbessern, von der (frühen) Diagnostik bis hin zur individuell passenden medikamentösen oder operativen Behandlung. „Das ist ein wichtiger Fortschritt für die bis zu 400.000 Menschen mit Parkinson in Deutschland“, sagt Prof. Claßen. 

Was gibt es Neues in der S2k-Leitlinie?

Empfehlung, zukünftig den Namen „Parkinson-Krankheit“ statt „idiopathisches Parkinson Syndrom“ oder andere Begriffe zu verwenden

 Empfehlung, die MDS-Diagnosekriterien statt der UK-Brain-Bank-Kriterien bei der Diagnose Parkinson-Krankheit anzuwenden

 Neubewertung apparativer (v.a. bildgebender) und erstmals humangenetischer Zusatzuntersuchungen in der Diagnostik der Parkinson-Krankheit

 Empfehlungen zur Therapie motorischer, kognitiver, affektiver, psychotischer und dyautonomer Symptome sowie von Schlafstörungen, Schmerz, Dysarthrie und Dysphagie bei der Parkinson-Krankheit

 Empfehlungen zur Diagnose und Therapie von akinetischer Krise, Dopaminagonisten, Entzugssyndrom und THS-Entzugssyndrom sowie zur perioperativen Behandlung

 Empfehlungen zu Schwangerschaft und Stillzeit

 Aktualisierte Empfehlungen zu aktivierenden Verfahren

 Differenzialindikation nicht oraler Folgetherapien (invasiver Therapien) wie Pumpentherapien, Tiefer Hirnstimulation und ablativer Verfahren

 Aktualisierte Empfehlungen zur Fahreignung

 Bewertung von Versorgungskonzepten wie Tagesklinik, stationärer multidisziplinärer Komplextherapie, integrierten Parkinson-Versorgungsnetzwerken oder Palliative Care

Die wichtigsten Empfehlungen auf einen Blick finden Sie auf der S2k-Leitlinie ab der Seite 8

Quelle: PI DPG vom 21. November 2023 

(map)
Zurück zur Startseite
Weitere Newsmeldungen
Zum Archiv

Quellen-URL (abgerufen am 03.05.2024 - 04:29): http://www.neuromedizin.de/Neurologie/Vollstaendig-ueberarbeitete-S2k-Leitlinie-fuer-Diagnostik-un.htm
Copyright © 2014 | http://www.neuromedizin.de ist ein Dienst der MedienCompany GmbH. | Medizin-Medienverlag | Amselweg 2, 83229 Aschau i. Chiemgau | Geschäftsführer: Beate Döring | Amtsgericht Traunstein | HRB 19711 | USt-IdNr.: DE 223237239