Sind mikrostrukturelle Schäden der frontalen weißen Hirnsubstanz ein Prädiktor für einen Alkohol-Rückfall?
Kleinste strukturelle Schäden im Bereich der frontalen weißen Hirnsubstanz könnten darauf hindeuten, dass alkoholabhängige Patienten, die eine Entzugsbehandlung machen, ein erhöhtes Risiko für schwere Alkoholrückfälle haben. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der San Diego State University/University of California, San Diego Joint Doctoral Program in Clinical Psychology, San Diego, Kalifornien, USA, mit 45 in Behandlung befindlichen alkoholabhängigen Patienten und 30 gesunden Kontrollpersonen. Die Forscher führten bei allen Abhängigen zu Beginn der stationären Entzugstherapie sowie bei den Teilnehmern der Kontrollgruppe eine Diffusions-Tensor-Bildgebungsuntersuchung (DTI = diffusion tensor imaging) durch. 6 Monate nach Therapieende waren 16 der 45 Patienten wieder schwer rückfällig geworden, die übrigen 29 waren abstinent geblieben oder tranken nur minimal. Ein Vergleich der DTI-Aufnahmen zwischen den einzelnen Gruppen ergab, dass die Frontallappen der Patienten, die alkoholrückfällig geworden waren, eine signifikant geringere fraktionelle Anisotropie und deutlich stärkere radiale Diffusivität aufwiesen als die der abstinenten oder nahezu abstinenten Personen. Diese Befunde decken sich den Wissenschaftlern zufolge mit Beobachtungen früherer Studien zum Thema, die ebenfalls über pathologische Veränderungen im Bereich der frontalen weißen Hirnsubstanz bei Patienten mit einem Alkoholrückfall berichten. Nach Ansicht der Experten aus San Diego ist es denkbar, dass die geringere fraktionelle Anisotropie und starke radiale Diffusivität ein Zeichen für mikrostrukturelle Schäden im Bereich der frontalen weißen Hirnsubstanz sind. Dies wiederum könnte die Ursache für die verringerte kognitive Kontrolle und die damit zusammenhängende erhöhte Empfindlichkeit des Belohnungssystems der Alkoholabhängigen und dem assoziierten Alkoholrückfall sein, so die Forscher.
(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 02.05.2024 - 17:30): http://www.neuromedizin.de/Neurologie/Sind-mikrostrukturelle-Schaeden-der-frontalen-weissen-Hirnsu.htm
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