Schädelhirntrauma plus Paraquat-Exposition potenziert Risiko für Morbus Parkinson
Eine 2003 in "Neurology" publizierte Studie von Wissenschaftlern der Mayo Foundation, Rochester, USA, kam zu dem Ergebnis, dass ein Schädelhirntrauma die Entstehung eines Morbus Parkinson möglicherweise begünstigen kann. Bestätigen konnten diese Annahme offenbar bislang jedoch nicht alle zu diesem Thema durchgeführten Untersuchungen, sodass sich die Frage stellt, ob in diesem Zusammenhang andere modifizierende Faktoren eine Rolle spielen. Letzteres haben Forscher des Department of Epidemiology, Fielding School of Public Health und des Department of Neurology, School of Medicine University of California at Los Angeles, Los Angeles, USA, kürzlich in einer Studie näher untersucht. Anlass hierzu wiederum waren die Ergebnisse einer tierexperimentellen Untersuchung, in der gezeigt werden konnte, dass die Kombination eines Schädelhirntraumas mit einer unterschwelligen Paraquat-Exposition bei den Tieren zu einer Zunahme der dopaminergen Neurodegeneration führt. Die Forscher befragten daraufhin in der Zeit zwischen 2001 und 2011 insgesamt 357 Patienten mit neu diagnostiziertem idiopathischem Parkinsonsyndrom und 754 Kontrollpersonen aus der Bevölkerung Zentral-Kaliforniens bezüglich möglicher Kopfverletzungen mit einem Bewusstseinsverlust von mindestens 5 Minuten. Darüber hinaus ermittelten sie die Paraquat-Exposition der Probanden mittels eines validierten geographischen Informationssystems (GIS), das auf Berichten über Pestizid-Anwendungen im landwirtschaftlichen Anbau von Feldfrüchten in Kalifornien seit dem Jahr 1974 basierte. Im Einzelnen wurde mit diesem GIS-Tool die Pestizid-Exposition der Umgebung innerhalb von 500 Metern vom Wohn- und Arbeitsplatz der Studienteilnehmer beurteilt. Logistische Regressionsanalysen ergaben, dass Personen, die in ihrem Leben ein Schädelhirntrauma erlitten hatten, ein um das 2-Fache erhöhte Risiko hatten, an Morbus Parkinson zu erkranken. Eine Assoziation zwischen einer Paraquat-Exposition und der Parkinson-Krankheit war zwar auch festzustellen, allerdings etwas weniger stark ausgeprägt. Auffällig war aber dann die Beobachtung, dass Studienteilnehmer, die ein Schädelhirntrauma erlitten hatten und nachweislich auch dem Pestizid ausgesetzt waren, ein um das 3-Fache höhere Parkinson-Risiko hatten als Personen mit keinem der beiden Risikofaktoren. In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass sowohl ein Schädelhirntrauma als auch eine Paraquat-Exposition voneinander unabhängige moderate Risikofaktoren für einen Morbus Parkinson sind, dass aber eine Kombination beider Faktoren das Erkrankungsrisiko verdreifacht, so die Autoren.
(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 05.05.2024 - 07:24): http://www.neuromedizin.de/Neurologie/Schaedelhirntrauma-plus-Paraquat-Exposition-potenziert-Risik.htm
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