Die Ergebnisse einer aktuellen Studie von Wissenschaftlern des Department of Psychiatry, University of Wisconsin School of Medicine and Public Health, Madison, WI, USA, konnten zeigen, dass das synthetische Gestagen Medroxyprogesteronacetat (MPA), auch als Ovulationshemmer eingesetzt, bei Frauen in der NON-REM-Schlafphase offenbar zu einer verstärkten Bildung von Schlafspindeln führt. Letztere sind ein für die Non-REM-Schlaf-Phase charakteristisches EEG-Wellenmuster und werden als schlafstabilisierend angesehen. Schlafspindeln können aber vereinzelt auch in anderen Schlafstadien beobachtet werden. Wissenschaftler vermuten, dass Schlafspindeln nicht nur ein Anzeichen für eine Stabilisierung des Schlafes darstellen, sondern auch eine funktionell wichtige Rolle in der schlafabhängigen Gedächtnis-Konsolidierung, der kortikalen Entwicklung und bei neuropsychiatrischen Erkrankungen spielen könnten. Außerdem gibt es Anzeichen dafür, dass endogenes Progesteron und seine Metaboliten die Bildung von Schlafspindeln beeinflusst. Welchen Effekt exogene Progestine (= Progestagene), die synthetischen Analoga der Gestagene, auf die Schlafspindeln bei Frauen haben, ist hingegen bislang nicht bekannt gewesen. In ihrer Studie untersuchten die Forscher deshalb bei 21 Frauen, die das synthetische Gestagen MPA erhielten und zur polysomnographischen Untersuchung eingewiesen wurden, die Unterschiede in der Frequenz und Morphologie ihrer Schlafspindeln und verglichen die Ergebnisse mit denen von angepassten Kontrollpersonen ohne MPA. Es zeigte sich, dass die Frauen unter einer MPA-Behandlung eine signifikant höhere Dichte an Schlafspindeln mit jeweils höheren Amplituden aufwiesen als die Vergleichspersonen ohne Gestagen-Zufuhr. Diese Studienresultate deuten darauf hin, dass Progestine bei Frauen tatsächlich zu einer verstärkten Bildung von Schlafspindeln führen, so die Forscher. Die Experten glauben, dass diese Erkenntnisse große Konsequenzen für die weitere Erforschung der Bedeutung von Schlafspindeln auf das Lernen, die Hirnentwicklung und die mentale Gesundheit von Menschen haben könnten.
(drs)
Abstract aus Psychoneuroendocrinology 2013, Sep 6, (Epub ahead of print)Zurück zur Startseite