Neue multizentrische Studie zum Antikörper-assoziierten Status epilepticus
Bei Patienten mit einer New-onset-Epilepsie finden sich in der Cerebrospinalflüssigkeit und im Serum offensichtlich zunehmend Autoantikörper. Einige dieser Patienten entwickeln einen konvulsiven oder nicht-konvulsiven Status epilepticus. Wissenschaftler der Abteilung für Neurologie der Universitätsklinik Genf und zahlreicher weiterer klinischer Einrichtungen bzw. Epilepsiezentren in der Schweiz und in Deutschland sind nun in einer retrospektiven, multizentrischen Studie der Frage nachgegangen, wie schwerwiegend diese Erkrankung ist, mit welcher Dauer sie auftritt und wie die Prognose der Betroffenen ist. Zusätzlich versuchten die Forscher, die erkrankungsassoziierten Autoantikörper zu identifizieren und ein möglichst optimales Behandlungsregime zu entwerfen. Hierzu wurde an insgesamt 12 europäischen neurologischen Universitätskliniken mit umfangreicher Erfahrung in der Behandlung des Status epilepticus ein detaillierter Fragebogen bezüglich der Symptomatik und Therapie von Patienten mit einem Antikörper-assoziierten Status epilepticus (AB-SE) verschickt. 7 der 12 Zentren sandten die Fragebogen ausgefüllt zurück. So kamen die Daten von insgesamt 13 Patienten mit AB-SE im Alter von über 16 Jahren zur Auswertung. Es zeigte sich, dass ein AB-SE überwiegend bei Frauen (12 der 13 Patienten, 92 %) auftrat. Die Betroffenen waren im Alter zwischen 17 und 69 Jahren und die Dauer der Erkrankung lag zwischen 10 Tagen und 12 Jahren. Nur 3 Patienten im fortgeschrittenen Lebensalter (55-69 Jahre) verstarben an den Folgen des AB-SE. Die weiteren Analysen ergaben, dass bei den meisten Studienteilnehmern (n=8) eine NMDAR (= N-Methyl-D-Aspartat-Rezeptor)-Enzephalitis diagnostiziert worden war und 9 der 13 Patienten oligoklonale Banden in der Cerebrospinalflüssigkeit aufwiesen. Eine spezifische effektive antiepileptische oder immunmodulatorische Therapie ließ sich nicht ausmachen. Viel mehr zeigte sich, dass 10 der überlebenden Patienten innerhalb von 2 Jahren nach dem letzten Status epilepticus wieder vollständig oder nahezu genesen waren. Der Antikörper-assoziierte Status epilepticus ist eine schwere, aber potentiell reversible Erkrankung und eine lange Erkrankungsdauer ist nicht gleichzusetzen mit einer schlechten Prognose, so die Wissenschaftler. Dennoch scheint den Experten nach ein Lebensalter von über 50 Jahren zu Erkrankungsbeginn ein Mortalitäts-Risikofaktor zu sein. Auch hätte sich keine Evidenz für eine optimale antiepileptische oder immunmodulatorische Behandlungsmöglichkeit des AB-SE ergeben. Die Forscher empfehlen nun, eine weitere prospektive multizentrische Studie zum Thema durchzuführen.
(drs)
Zurück zur Startseite
Weitere Newsmeldungen
Zum Archiv

Quellen-URL (abgerufen am 19.05.2024 - 14:20): http://www.neuromedizin.de/Neurologie/Neue-multizentrische-Studie-zum-Antikoerper-assoziierten-Sta.htm
Copyright © 2014 | http://www.neuromedizin.de ist ein Dienst der MedienCompany GmbH. | Medizin-Medienverlag | Amselweg 2, 83229 Aschau i. Chiemgau | Geschäftsführer: Beate Döring | Amtsgericht Traunstein | HRB 19711 | USt-IdNr.: DE 223237239