Neue Studie zu klinischen Merkmalen und Therapie von Patienten mit Temporallappenepilepsie mit Amygdala-Vergrößerung
Indische Wissenschaftler der Department of Neurology, Postgraduate Institute of Medical Education and Research in Chandigarh sind kürzlich in einem systematischen Review der Frage nachgegangen, welche klinischen Charakteristika die Temporallappenepilepsie mit Amygdala-Vergrößerung aufweist und welche Behandlungserfolge bei betroffenen Patienten zu verzeichnen sind. Hierzu durchsuchten sie im November 2020 anhand der Schlüsselwörter Amygdala-Vergrößerung, Temporallappenepilepsie, Epilepsie und Anfälle die Literaturdatenbanken Pubmed, Embase, Cochrane, Web of Science, Scopus und Medline nach Publikationen. Sie fanden so 18 Studien, die die Einschlusskriterien erfüllten. Teilnehmer dieser Studien, deren Daten analysiert wurden, waren insgesamt 361 Patienten mit Temporallappenepilepsie mit Amygdala-Vergrößerung, die zu Beginn im Durchschnitt 36,2 Jahre alt waren. Es zeigte sich, dass Fieberanfälle bei den Patienten mit Temporallappenepilepsie mit Amygdala-Vergrößerung im Vergleich zu Personen mit Temporallappenepilepsie und Hippocampussklerose eher selten vorkamen. Der Typ der Aura und der Automatismen war hingegen ähnlich, wenn auch weniger prävalent. Das EEG war bei den Patienten mit der Temporallappenepilepsie mit Amygdala-Vergrößerung meist konkordant mit der Amygdala-Seite. Die weiteren Analysen ergaben, dass in Bezug auf die Behandlung in einigen Studien Antiepileptika, Operationen und eine Immuntherapie zum Einsatz kamen. 86 Patienten unterzogen sich einem epilepsiechirurgischen Eingriff mit einem Engel I-Behandlungserfolg in 69,7 % der Fälle. Histopathologisch fanden sich im Resektionsmaterial vor allem Dysplasien und eine Gliose. Ein Teil der Patienten, die auf eine Immuntherapie mit nachfolgender Verringerung des Amygdala-Volumens gut ansprachen, hatte vermutlich eine autoimmune Ätiologie der Amygdala-Vergrößerung. Der Haupt-Nachteil, der einen Vergleich unter den Studien verhinderte, war die Heterogenität. Die Methoden der Amygdala-Volumenmessung waren den indischen Wissenschaftlern nach in den Studien ebenfalls sehr verschieden und eine Standardisierung dieser Methoden fehlt bislang. Diese Analysen lässt aber vermuten, dass die Temporallappenepilepsie mit Amygdala-Vergrößerung eine besondere Patientengruppe ist, deren Erkrankung auf einer Entwicklungsanomalie beruht oder eine autoimmune Ätiologie aufweist, so die Experten.
(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 19.04.2024 - 08:47): http://www.neuromedizin.de/Neurologie/Neue-Studie-zu-klinischen-Merkmalen-und-Therapie-von-Patient.htm
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