Miller Fisher-Syndrom und Polyneuritis cranialis bei COVID-19-Patienten
In den letzten Monaten wurden verschiedene Artikel über ein SARS-CoV-2-assoziiertes Guillain-Barré-Syndrom bei COVID-19-Patienten publiziert. In einem Beitrag der Zeitschrift „Neurology“ berichteten in diesem Zusammenhang vor Kurzem spanische Wissenschaftler des University Hospital "Príncipe de Asturias", Alcalá de Henares und des Department of Neurology, University Hospital "12 de Octubre" in Madrid von zwei Patienten, die mit dem neuartigen Corona-Virus SARS-CoV-2 infiziert waren und ein Miller Fisher-Syndrom sowie eine Polyneuritis cranialis entwickelten. Das Miller Fisher-Syndrom ist eine seltene, die Hirnnerven betreffende Variante des Guillain-Barré-Syndroms (GBS). Bei dem ersten Patienten handelte es sich um einen 50-jährigen Mann, der sich mit einer Anosmie, einer Ageusie, einer rechten internuklären Ophthalmoparese, einer rechten faszikulären okulomotorischen Parese, einer Ataxie, einer Areflexie, einer albuminozytologischen Dissoziation und mit positiven GD1b-IgG-Antikörpern vorstellte. Fünf Tage zuvor hatte dieser Patient Husten, Unwohlsein, Kopfweh, Rückenschmerzen und Fieber entwickelt. Der zweite Patient war ein 39-jähriger Mann, der ebenfalls eine Ageusie, eine Areflexie und eine albuminozytologischen Dissoziation, aber zusätzlich noch eine bilaterale Abducensparese aufwies. Drei Tage vorher hatte er Durchfälle, leichtes Fieber und einen schlechten Allgemeinzustand entwickelt. Bei beiden Patienten fiel die oropharyngeale Abstrichuntersuchung auf COVID-19 durch qualitative Echtzeit-Reverse-Transkription-Polymerasen-Kettenreaktion positiv aus, in der Liquoruntersuchung allerdings nicht. Der erste Patient wurde mit intravenösen Immunglobulinen und der zweite mit Acetaminophen behandelt. Zwei Wochen später hatten sich beide Männer, bis auf eine residuale Anosmie und Ageusie im ersten Fall, neurologisch wieder vollständig erholt. Diese beiden Fälle zeigen, dass bei COVID-19 selten auch ein Miller Fisher-Syndrom und eine Polyneuritis cranialis auftreten kann, so die Wissenschaftler. Neurologische Manifestationen könnten durch eine aberrante Immunantwort auf COVID-19 bedingt sein. Das vollständige klinische Spektrum neurologischer Symptome bei COVID-19-Patienten bleibt den Experten zufolge bisher jedoch noch weitgehend unklar.
(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 26.04.2024 - 04:20): http://www.neuromedizin.de/Neurologie/Miller-Fisher-Syndrom-und-Polyneuritis-cranialis-bei-COVID-1.htm
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