Viele Opiatabhängige, die im Rahmen eines Methadon-Programms therapiert werden, betreiben einen Missbrauch mit Benzodiazepinen (BZD). Dies führt bei den substituierten Personen offenbar zu einer dem polyvalenten Drogenkonsum ähnlichen Problematik und kann den Therapieerfolg des Drogenprogramms verschlechtern. Dies ergab eine multizentrische Studie mit 345 Methadon-substituierten Patienten, die von Wissenschaftlern der Addiction Research Group an der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie des LVR Klinikums Essen durchgeführt wurde. Die Studienteilnehmer wurden an zwei Kliniken ambulant behandelt und über zwei Jahre beobachtet. Während dieses Zeitraums wurde der Konsum von BZD, Cannabis, Opiaten und Kokain zweimal im Monat anhand von Urinproben überprüft. Die Analyse der Daten ergab, dass während der ersten drei Monate die Rate an BZD-positiven Urinproben bei einem durchschnittlichen Wert von 0,36 lag. Während des ersten Jahres konnte insgesamt ein leichter Rückgang beobachtet werden, der auch in der zweiten Studienhälfte stabil blieb. Bei den 152 Teilnehmern, die die Studie beendeten, sank die Rate von 0,31 innerhalb der ersten drei Monate auf 0,19 zum Zeitpunkt der letzten Untersuchung. Bei insgesamt 26 Prozent aller Patienten konnten über den gesamten Studienverlauf hohe BZD-Werte meist in Kombination mit anderen Substanzen festgestellt werden. Die bei 18 Prozent der Teilnehmer stationär durchgeführten BZD-Entgiftungen hatten keinen nachhaltigen Einfluss auf den BZD-Gebrauch. Der Konsum von Benzodiazepinen findet meist zusammen mit einem Missbrauch anderer Drogen statt und ist daher mit schlechteren Behandlungserfolgen verbunden, so die Autoren. Sie empfehlen, bei den Methadon-substituierten Patienten die Gründe für den BZD-Missbrauch genauer zu identifizieren und effektive Interventionen zur Abstinenz zu entwickeln.