Kein erhöhtes Risiko für schweren COVID-19-Krankheitsverlauf bei Immuntherapie

WissenschafterInnen der Klinik für Neurologie an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Skripuletz sind in einer Studie der Frage nachgegangen, ob sich für PatientenInnen mit Multipler Sklerose (MS), die mit SARS-CoV-2 infiziert sind, das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf aufgrund der Immuntherapie erhöht. Nachdem nicht nur bei den behandelnden Ärztinnen und Ärzten, sondern auch bei den PatientenInnen eine große Unsicherheit bestand, wollten die ForscherInnen im Rahmen einer Studie für eine Therapieentscheidung eine Basis von Fakten schaffen. Für die Untersuchung wurden bislang veröffentlichte Fallberichte verschiedener medizinischer Publikationen zusammengeführt. Die Daten von 873 positiv auf SARS-CoV-2 getesteten MS-Patienten wurden ausgewertet und die Krankheitsverläufe verglichen. Dabei zeigte sich, dass die PatientenInnen, deren Behandlung weiter mit immunsuppressiven Medikamenten fortgeführt wurde, weniger schwer erkrankten und seltener starben als solche ohne Behandlung mit MS-Therapeutika. Eine mögliche Erklärung sehen die WissenschaftlerInnen darin, dass die immunmodulierenden Medikamente die durch SARS-CoV-2 verursachte überschießende Immunreaktion abschwächen. „Die Daten sprechen jedenfalls dafür, dass die Medikamente die Virusabwehr nicht entscheidend negativ beeinflussen, hingegen unbehandelte und schwer betroffene MS-Patienten besonders gefährdet sind“, sagt Professor Skripuletz. Bisher veröffentlichte Studien zu anderen neurologischen Erkrankungen kämen zu demselben Ergebnis. „Es ist daher ratsam, chronische neuroimmunologische Patienten bestmöglich zu behandeln, damit sie möglichst fit sind“, betont der Mediziner.

Die Studie erfolgte in Zusammenarbeit mit der Uniklinik Essen und der Charité Berlin. Die Ergebnisse wurden im Journal of Clinical Medicine veröffentlicht.

Quelle: PI MHH, 4.2.2021

Originalarbeit

„Experience in Multiple Sclerosis Patients with COVID-19 and Disease-Modifying Therapies: A Review of 873 Published Cases“

(bd)
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