Kann Zittern bei essentiellem Tremor durch Oberflächenelektroden reduziert werden?

Mittels eines implantierten Herzschrittmachers können Patienten mit einem essentiellen Tremor durch Tiefe Hirnstimulation wirksam behandelt werden. Aber welchen Effekt erzielen die Elektroimpulse, wenn sie über Klebeelektroden auf der Kopfhaut befestigt werden? Mit dieser Frage beschäftigten sich Wissenschaftler der Universität Würzburg (UKW) in einer Studie. Bei den Probanden wurden mittels eines Beschleunigungssensors, eines sogenannten Accelerometers, die Bewegungen am Mittelfinger gemessen. Das Gehirn wurde nun in Abhängigkeit von diesen Messungen mit minimalem Wechselstrom anhand der Klebeelektroden, platziert auf der Kopfhaut über dem Kleinhirn, stimuliert. Um die Anpassung an das variable Zittern zu ermöglichen, wurde von den Experten eine neue mathematische Methode für die Steuerung der Echtzeit-Simulation entwickelt. Bei der Mehrzahl der Patienten zeigte sich ein Rückgang des Zitterns während der randomisiert wiederholten 30 Sekunden dauernden Stimulation. "Entscheidend für den Effekt ist die Phase der Stimulation. Wir konnten sehen, dass es - angepasst an die Schwingungsphase des Zitterns - pro Patient eine ideale Phase für die wirksamste Stimulation gibt", berichtet der Neurologe und Neurowissenschaftler Dr. Dr. Sebastian Schreglmann.

Insgesamt zeigen die Forschungsergebnisse, dass eine nicht-invasive Stimulation mit Oberflächenelektroden die Intensität des rhythmischen Händezitterns bei Patienten mit essentiellem Tremor reduzieren kann. Konkrete Pläne für weiterführende klinische Studien liegen bereits vor, "mit der Hoffnung, die Methode zu einer relevanten Therapie weiterzuentwickeln", sagt Dr. Dr. Schreglmann.

Die beiden Hauptautoren der Studie Dr. Dr. Sebastian Schreglmann und Dr. Robert Peach sind seit 2020 an der von Prof. Dr. Jens Volkmann geleiteten Neurologischen Klinik des Universitätsklinikum Würzburg tätig.

Quelle: PI UKW, 20.1.2021

Originalarbeit

Non-invasive suppression of essential tremor via phase-locked disruption of its temporal coherence. 

(bd)
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