Häufig neurologische Manifestationen bei stationären COVID-19-PatientenNeue Daten des ALBACOVID-Registers
Auch neurologische Symptome sind Teil des klinischen Spektrums der Coronavirus-Erkrankung 2019 (COVID-19). Wissenschaftler des Complejo Hospitalario Universitario de Albacete in Castilla-La Mancha, Spanien, sind in diesem Zusammenhang vor kurzem im Rahmen einer Studie der Frage nachgegangen, wie häufig neurologische Manifestationen bei stationären COVID-19-Patienten sind und welche wesentlichen Merkmale diese aufweisen. Hierzu werteten die Forscher die Krankenunterlagen von allen spanischen Patienten mit einer diagnostizierten COVID-19-Erkrankung aus, die im März 2020 in ihr Krankenhaus eingeliefert wurden. Insgesamt handelte es sich um 841 stationäre Patienten mit COVID-19 im durchschnittlichen Alter von 66,4 Jahren. 56,2 % von ihnen waren Männer. Die Auswertung des Datenmaterials ergab, dass 57,4 % der 841 Patienten neurologische Symptome entwickelten. Im Frühstadium der Infektion handelte es sich überwiegend um nicht-spezifische Symptome, wie Myalgien (17,2 %), Kopfschmerzen (14,1 %) und Schwindel (6,1 %). Eine Anosmie (= Fehlen des Geruchssinnes) bei 4,9 % der Patienten und ein Dysgeusie (= Verlust des Geschmacksinnes) in 6,2 % der Fälle traten tendenziell früh im Erkrankungsverlauf auf (60 % als erste klinische Manifestation) und fanden sich häufiger bei den weniger schweren Fällen. Bewusstseinsstörungen waren häufiger zu beobachten (19,6 %), und zwar vor allem bei den älteren Patienten und in schweren und fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung. Zu finden waren auch Myopathien (3,1 %), eine Dysautonomie (2,5 %), zerebrovaskuläre Erkrankungen (1,7 %), Anfälle (0,7 %), Bewegungsstörungen (0,7 %), eine Enzephalitis (n = 1), ein Guillain-Barré-Syndrom (n = 1) und eine optische Neuritis (n = 1), aber im Großen und Ganzen deutlich weniger häufig. Insgesamt zeigte sich, dass neurologische Komplikationen mit 4,1 % aller verstorbenen Studienteilnehmer die häufigste Todesursache waren. Das Fazit der Studienautoren: Neurologische Komplikationen sind bei stationären COVID-19-Patienten häufig zu beobachten, in der vorgestellten Untersuchung traten neurologische Symptome bei mehr als der Hälfte der Patienten auf. Den Experten zufolge ist es überaus wichtig, dass behandelnde Ärzte stationäre COVID-19-Patienten neurologisch engmaschig überwachen, um die genannten Komplikationen rechtzeitig zu erkennen. Die Mechanismen und Folgen der SARS-CoV-2-assozierten neurologischen Beteiligung müssen nun noch in weiterführenden Studien untersucht werden, so die spanischen Wissenschaftler.
(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 20.04.2024 - 08:42): http://www.neuromedizin.de/Neurologie/Haeufig-neurologische-Manifestationen-bei-stationaeren-COVID.htm
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