Schmerz wird bei Männer und Frauen unterschiedlich verarbeitet, dies gilt auch bei männlichen und weiblichen Nagetieren. Trotzdem basiert die Schmerzforschung überwiegend auf der Untersuchung männlicher Nagetiere. Das zeigt eine aktuelle Übersichtsarbeit der McGill University, Montreal, Kanada. Ausgewertet wurden mehr als 1.000 wissenschaftliche Artikel, die zwischen Januar 2015 und Dezember 2019 in dem Fachmagazin „Pain“ erschienen sind. Ab 2016 wurden für Forschungszwecke immer mehr Tests mit männlichen und weiblichen Nagetieren vorgenommen. Der Prozentsatz von rein männlichen Studien von 80 Prozent im Jahr 2015 sank auf 50 Prozent im Jahr 2019. Dies deutete erstmal auf eine vielversprechende Änderung hin. Die genauere Analyse ergab jedoch klare Belege für einen anhaltenden männlichen Bias. "Die Ideen für Experimente basieren auf Untersuchungen mit männlichen Tieren und daher arbeiten sie auch mit ihnen. Ich habe entdeckt, dass in diesen Artikeln beide Geschlechter tatsächlich getestet wurden und die Ergebnisse zu den Unterschieden der Geschlechter berichtet wurden. Die in den Experimenten überprüfte Hypothese war bei männlichen Tieren in 72,4 Prozent der Fälle richtig. Bei weiblichen Tieren lag dieser Wert bei nur 27,6 Prozent", verdeutlicht Forschungsleiter Jeffrey Mogil. Der Forscher führt das darauf zurück, dass die überprüfte Hypothese auf Daten früherer Experimente mit ausschließlich männlichen Tieren basierte. Daher funktionierten sie auch nur bei männlichen Tieren. Laut Mogil zeigen die in "Nature Reviews Neuroscience" veröffentlichten Ergebnisse, dass es noch dauern wird, bis Schmerzmittel entwickelt werden, die bei Frauen wirklich wirksam sind.