Entwicklung neuropathischer Schmerzen frühzeitig unterbinden

Nervenschmerzen, die nach Operationen oder Unfällen häufig auftreten, sollten so früh wie möglich behandelt werden, da Therapien bei chronischen werdenden Schmerzen nur eingeschränkt wirken und die entsprechenden Medikamente oft starke Nebenwirkungen haben. ForscherInnen am Institutsteil Tranlationale Medizin und Pharmakologie TMP des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME, Frankfurt am Main, haben einen Weg gefunden, um die Entwicklung von neuropathischen Schmerzen frühzeitig zu unterbinden. In Tests konnten sie nachweisen, dass verschiedene Lipide, die als Signalmoleküle bei Verletzungen freigesetzt werden, die Entzündungsreaktionen an den beschädigten Nerven steuern. Die WissenschaftlerInnen fanden heraus, dass Schmerzmittel, frühzeitig eingesetzt, die Herstellung des Lipids Prostaglandin E2 stoppen können. Dieses spielt eine entscheidende Rolle bei trauma-induzierten Schmerzen, da es sowohl die Nerven sensibilisiert als auch das Immunsystem aktiviert. Darüber hinaus bindet Prostaglandin E2 den Rezeptor EP3. Neuronen, die diesen Rezeptor aufweisen, setzen das Signalmolekül CCL2 frei. Dieses fördert wiederum die Schmerzentwicklung entscheidend, da es immer neue Immunzellen zu den verletzten Nerven lockt und auch selbst die Schmerzwahrnehmung verstärkt.

„Wir konnten die nachgeschalteten Mechanismen aufklären, die über Entzündungsreaktionen die Entstehung neuropathischer Schmerzen begünstigen“, erläutert Prof. Dr. Klaus Scholich, Gruppenleiter Biomedizinische Analytik und Imaging am Fraunhofer IME. „Der Rezeptor EP3 erkennt das Prostaglandin E2. Indem man nun den EP3 ausschaltet und somit die CCL2-Freisetzung hemmt, kann man die Schmerzentstehung deutlich verringern“, so Prof. Scholich. Die Forschungsergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift „Journal of Biological Chemistry“ veröffentlicht.

Quelle: PI Fraunhofer Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME

(bd)
Zurück zur Startseite
Weitere Newsmeldungen
    • EMA-Empfehlung für Zulassung von zweitem Antikörper gegen Alzheimer
      Das „Committee for Medicinal Products for Human Use“ (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) hat eine Empfehlung für die Zulassung von Donanemab abgegeben. Somit ist der Weg frei für einen zweiten Antikörper gegen Alzheimer in Europa. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) begrüßt...
      Mehr
    • Pulssynchroner Tinnitus kann auf ernsthafte Gefäßveränderungen hinweisen
      Als Symptom ist der pulssynchrone Tinnitus seit langem bekannt, wurde jedoch in der Vergangenheit eher Fachbereichen wie der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde oder der Neurologie zugeordnet. Durch die Fortschritte in der Bildgebung und minimalinvasiven Therapieverfahren rückt die Neuroradiologie zunehmend ...
      Mehr
    • Aktueller Stand der Forschung zur Myalgischen Enzephalomyelitis/Chronic Fatigue (ME/CFS)
      Die Myalgische Enzephalomyelitis/Chronic Fatigue (ME/CFS) ist ein Krankheitsbild, das vor allem in seinen schweren Verlaufsformen zu einer massiven Einschränkung der Lebensqualität führt. Viele Menschen werden komplett aus dem aktiven Leben gerissen. Der Leidensdruck der Betroffenen ist entsprechend...
      Mehr
    • Warnsignal an Immunsystem: "Rote Flagge" von sterbenden Krebszellen
      90 Prozent aller Menschen, die an Krebs sterben, sterben an Metastasen. Zwei Nachwuchsgruppen der Ruhr-Universität Bochum haben einen Wirkstoffkomplex entwickelt, der Krebszellen auf eine so geschickte Art tötet, dass sie im Sterben eine rote Flagge hochhalten: Sie zeigen so dem Immunsystem, dass mi...
      Mehr
    • Gehirn erzeugt 3D-Bilder mit Hilfe von Linienmustern aus Schattierungen
      Eine Schattierung verleiht 3D-Formen Leben, indem sie die Form von Objekten um uns herum herausarbeitet. Obwohl die Schattierung für unsere Wahrnehmung so bedeutsam ist, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler lange gerätselt, wie das menschliche Gehirn sie nutzt
      Mehr
    • Gezielte Aktivierung von Mikrogliazellen verlangsamt Alzheimer
      Mikrogliazellen übernehmen im gesunden Gehirn wichtige Aufgaben. Bei Alzheimer verändern sie sich – besonders in der Nähe sogenannter Amyloid-Plaques. Forscher*innen der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg haben jetzt im Tiermodell entdeckt, dass bei Alzheimer nur solche Mikrogliazellen ...
      Mehr
Zum Archiv

Quellen-URL (abgerufen am 02.08.2025 - 09:33): http://www.neuromedizin.de/Neurologie/Entwicklung-neuropathischer-Schmerzen-fruehzeitig-unterbinde.htm
Copyright © 2014 | http://www.neuromedizin.de ist ein Dienst der MedienCompany GmbH. | Medizin-Medienverlag | Amselweg 2, 83229 Aschau i. Chiemgau | Geschäftsführer: Beate Döring | Amtsgericht Traunstein | HRB 19711 | USt-IdNr.: DE 223237239