Bessere Überwachung schützt Epilepsie-Patienten vor plötzlichen, unerwarteten Todesfällen
Die Abkürzung SUDEP steht für den englischen Begriff „Sudden Unexpected Death in Epilepsy Patients“ und heißt übersetzt „Plötzlicher, unerwarteter Tod von Epilepsie-Patienten“. Die Häufigkeit von SUDEP-Fällen in Deutschland liegt bei etwa 600 bis 1.000 Fällen pro Jahr. Wissenschaftler vermuten, dass SUDEP-Todesfälle auf Einflüsse von Anfällen auf das vegetative Nervensystem beruhen, die zu einer sehr hohen Herzfrequenz oder zum Herzstillstand führen können. Doch auch direkte Einflüsse der epileptischen Aktivität auf die Lunge könnten hierbei eine Rolle spielen. Die genauen Abläufe, die zu einem SUDEP führen, waren bislang jedoch unklar. Nun ist es einer Gruppe von Wissenschaftlern aus Europa vor Kurzem gelungen, den Mechanismus des SUDEP näher zu beschreiben. In einer Studie werteten Forscher um den französischen Neurologen Prof. Dr. Philippe Ryvlin Aufzeichnungen aus Stationen mit Epilepsie-Patienten in Europa, Israel, Australien und Neuseeland aus. Einige Daten stammten auch aus dem Epilepsiezentrum des Universitätsklinikums Freiburg, das von dem Epilepsie-Experten Prof. Dr. Andreas Schulze-Bonhage geleitet wird. Analysiert wurden insgesamt 25 Fälle von SUDEP oder Beinahe-SUDEP, die mit Hilfe von Video-Elektroenzephalogramm (VEEG) und Elektrokardiogramm (EKG) aufgezeichnet worden waren. Folgendes SUDEP-Muster konnten die Wissenschaftler feststellen: „Auf einen Krampfanfall mit zunächst versteiften, dann symmetrisch zuckenden Extremitäten folgt eine Phase schneller Atmung mit 18 bis 50 Atemzügen pro Minute und ein Abflachen der Hirnaktivität. Innerhalb von drei Minuten kommt es daraufhin zu einem Atem- und Herzstillstand, der bei einem Drittel der erfassten Patienten tödlich endete. Bei den übrigen Patienten setzten Atmung und Herzschlag nochmals ein, spätestens 11 Minuten nach Ende des Krampfanfalls kam es jedoch zu einem dauerhaften Atem- und Herzstillstand. Wurde innerhalb der ersten drei Minuten nach Eintreten des neuro-vegetativen Zusammenbruchs eine Reanimation eingeleitet, überlebten die Patienten“. Prof. Schulze-Bonhage zufolge ist eine bessere Überwachung von Epilepsie-Patienten unerlässlich, um rechtzeitig lebenserhaltende Maßnahmen einleiten zu können.
(drs)
Zurück zur Startseite
Weitere Newsmeldungen
Zum Archiv

Quellen-URL (abgerufen am 19.05.2024 - 10:17): http://www.neuromedizin.de/Neurologie/Bessere-Ueberwachung-schuetzt-Epilepsie-Patienten-vor-ploetz.htm
Copyright © 2014 | http://www.neuromedizin.de ist ein Dienst der MedienCompany GmbH. | Medizin-Medienverlag | Amselweg 2, 83229 Aschau i. Chiemgau | Geschäftsführer: Beate Döring | Amtsgericht Traunstein | HRB 19711 | USt-IdNr.: DE 223237239