Hohe Prävalenz sexueller Funktionsstörungen bei Opiat-abhängigen Männern
Männer mit einem Opioid-Missbrauch weisen oft Störungen ihrer sexuellen Funktionen auf. Die vorzeitige Ejakulation scheint in diesem Zusammenhang eines der wesentlichsten Probleme zu sein. Einer veröffentlichten Studie des Parkhead Hospital in Glasgow, UK, zufolge, ist die Prävalenz der Ejaculatio praecox, von der die Abhängigen auf Nachfrage aktuell berichten, sogar etwa 3mal höher als in der Allgemeinbevölkerung. Teilnehmer der Studie waren 65 Männer, die sich zur Methadon-Erhaltungstherapie in einem tertiären Behandlungszentrum aufhielten. Bei allen Patienten wurde eine semi-strukturierte Befragung, ein spezifisches klinisches Interview sowie der "International Index of Erectile Function" (IIEF), ein Test zur Diagnose von Erektionsstörungen, durchgeführt. Darüber hinaus werteten die Forscher die zur Verfügung stehenden Krankenunterlagen der Männer aus. Insgesamt 38 Probanden (58,5%) berichteten von einer bereits "ewig lang" bestehenden vorzeitigen Ejakulation und 20 von ihnen (30,7%) klagten über ein auch aktuell bestehendes entsprechendes Problem. 11 Männer (16,9%) wiederum gaben an, dass die Ejaculatio praecox dem Opiat-Missbrauch voran ging. Weiterführende Befragungen ergaben, dass immerhin 24 der Betroffenen (63,2%) das Gefühl hatten, der Konsum von Heroin würde zu einer Besserung der sexuellen Störung führen und lediglich 7 Männer (18,4%) meinten, Heroin verschlimmere die Situation weiter. In Bezug auf Methadon ergab die Untersuchung, dass 14 Männer (36,8%) der Überzeugung waren, die Ersatzdroge verbessere die Symptomatik des vorzeitigen Samenergusses, wohingegen 10 Personen (26,3%) wiederum die Ansicht vertraten, der Methadon-Konsum würde die vorzeitige Ejakulation noch verschlimmern. Auf die Frage, ob sie von Mitarbeitern der Suchtberatungszentren jemals auf ihr Sexualleben angesprochen worden wären, gaben nur zwei der 65 Männer an, dass dies tatsächlich erfolgt sei. Diese Studienergebnisse zeigen zum einen, dass die vorzeitige Ejakulation ein wesentliches sexuelles Problem Opiat-abhängiger Männer ist, so die Wissenschaftler. Zum anderen lässt sich aber auch beobachten, dass eine signifikante Zahl der Abhängigen offenbar davon überzeugt ist, Heroin könne die Symptomatik ihrer sexuellen Störung verbessern. Dies birgt nach Ansicht der Forscher ein erhebliches Risiko, dass Personen nach einem Opiat-Entzug wieder rückfällig werden. Das seitens der Ärzte nach wie vor viel zu selten durchgeführte Ansprechen der Abhängigen bezüglich ihrer Sexualität und die adäquate Behandlung von Sexualfunktionsstörungen sind jedoch ein wichtiger Schritt, um Betroffene vor einem Rückfall in die Abhängigkeit zu schützen, so die Experten.
(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 30.04.2024 - 13:43): http://www.neuromedizin.de/Neuro-Urologie/Hohe-Praevalenz-sexueller-Funktionsstoerungen-bei-Opiat-abha.htm
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