Neue Studie aus Deutschland zur operativen Therapie des infiltrierenden intramedullären Astrozytoms
Wissenschaftler der Abteilung für Neurochirurgie am Klinikum Rechts der Isar der Technischen Universität München sind zusammen mit Kollegen aus der Schweiz, aus Österreich und aus Hamburg im Rahmen einer multizentrischen retrospektiven Studie der Frage nachgegangen, welches die aktuellen Behandlungsalgorithmen und die klinischen Merkmale bei Patienten mit einem infiltrierenden intramedullären Astrozytom WHO-Grad II bis IV sind. Teilnehmer der Studie waren 40 Patienten, die im Zeitraum zwischen 2008 und 2019 wegen eines malignen spinalen Glioms WHO Grad II-IV behandelt wurden. Personen mit einem pilozytischen Astrozytom wurden von der Studie ausgeschlossen. Die Forscher sammelten Daten über die Operationstechnik, den perioperativen neurologischen Status, die adjuvante onkologische Therapie und das klinische Outcome. 11 Patienten hatten ein diffuses Astrozytom WHO Grad II, 12 ein anaplastisches Astrozytom WHO Grad III und 17 letzteres mit WHO Grad IV. Nur 40 % der Studienteilnehmer waren vor der Operation funktionell unabhängig, die meisten Patienten (47,5 %) wiesen mäßige Behinderungen auf. In 18 Fällen (45 %) wurde eine Biopsie durchgeführt und bei 15 Personen (37,5 %) eine subtotale Tumorresektion. Bei 49 % der Operierten verschlechterte sich der Zustand nach dem Eingriff. Die weiteren Datenauswertungen ergaben, dass Patienten mit einem Tumor WHO-Grad III oder IV außerdem eine kombinierte Radiochemotherapie erhalten hatten. Die mittlere Überlebensdauer bei einem Astrozytom Grad II lag bei 46,5 Monaten, die bei einem Grad III bei 25,7 Monaten und bei einem Grad IV bei 7,4 Monaten. Zudem zeigte sich, dass nur der präoperative Status der Patienten und der WHO-Grad des Tumors und nicht das Ausmaß der Tumorresektion Einfluss auf die Überlebensdauer hatten. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass das infiltrierende intramedulläre Astrozytom zwar eine eher seltene Erkrankung ist, aber eine eher schlechte Prognose hat, so die Autoren. Aufgrund der hohen Inzidenz von operationsassoziierten neurologischen Beeinträchtigungen sollte der operative Eingriff den Experten zufolge bei den betroffenen Patienten auf die Entnahme von Tumorgewebe via Biopsie oder in Fällen mit rapid progressiven schweren präoperativen Defiziten auf ein Tumor-Debulking beschränkt bleiben.
(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 28.03.2024 - 22:49): http://www.neuromedizin.de/Neuro-Onkologie/Neue-Studie-aus-Deutschland-zur-operativen-Therapie-des-infi.htm
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