Ältere Erwachsene greifen bei Schmerzen, Schlaflosigkeit oder Angst immer häufiger auf Cannabis zurück

US-Wissenschaftler der University of California San Diego School of Medicine berichten in einer aktuellen Studie, dass US-Senioren im Alter über 60 Jahren immer mehr Cannabis für medizinische Zwecke konsumieren. Besonders bei neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen wie bei Schlafstörungen, Schmerzen, Angstzuständen und Depressionen wird auf medizinisches Cannabis zurückgegriffen. Die Forscher führen dies auf die Vorteile für die Gesundheit und einer neuen Gesetzgebung, die die Legalisierung in mehr US-Bundesstaaten begünstigt, zurück.

Von den 568 Studienbefragten hatten 15 Prozent Cannabis innerhalb der vergangenen drei Jahre konsumiert. Die Hälfte der Konsumenten gab eine regelmäßige Nutzung an. In den meisten Fällen handelte es sich um medizinische Zwecke. Die an der Umfrage teilnehmenden Patienten wurden dazu an der Medicine for Seniors Clinic der UC San Diego Health über einen Zeitraum von zehn Wochen behandelt. 61 Prozent der Cannabis-Konsumenten hatten damit nach dem 60. Lebensjahr begonnen. Laut dem Erstautoren der Studie, Kevin Yang, gaben fast drei Fünftel der Nutzer an, Cannabis erstmals als ältere Erwachsene konsumiert zu haben. Diese Personen seien im Vergleich zu jenen, die Cannabis schon früher konsumiert hatten, eine einzigartige Gruppe. "Die neuen Nutzer konsumierten Cannabis eher aus medizinischen Gründen als zum Freizeitvergnügen", unterstreicht Yang weiter.

Die Art des Konsums war bei neuen Nutzern ebenfalls anders. Sie rauchten es nicht und nahmen es auch nicht mit Nahrungsmitteln zu sich. Zusätzlich informierten sie auch eher ihren Arzt darüber. Das zeige, dass der Konsum heute nicht mehr so stigmatisiert sei. Angesichts der zunehmenden Verfügbarkeit von Produkten, die mit CBD ein nicht psychoaktives Cannabinoid enthalten, gehen die Forscher davon aus, dass zukünftige Umfragen ebenfalls einen größeren Anteil älterer Erwachsener dokumentieren, die Cannabis oder auf Cannabis basierende Produkte erstmals konsumieren.

Laut den Experten sind weitere Studien unerlässlich, um Wirksamkeit und Sicherheit verschiedener Cannabis-Formen zur Behandlung älterer Erwachsener zu untersuchen. Vorteile sollten maximiert und Nachteile minimiert werden. "Wir brauchen mehr evidenzbasierte Studien. Wir wollen herausfinden, wie Cannabis im Vergleich zu bestehenden Medikamenten einzuschätzen ist", sagt der weitere Erstautor Christopher Kaufmann. So lasse sich ermitteln, bei welchen Erkrankungen Cannabis am wirksamsten sein kann. "Nur dann können wir ältere Personen beim Cannabis-Konsum auch besser beraten."

(pte/map)
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