Prophylaktische Antikoagulation nach intrakraniellen Operationen: Unfraktionierte versus niedermolekulare Heparine
Eine Gruppe von Wissenschaftlern der University of California in Los Angeles, California, USA, hat kürzlich im Rahmen einer retrospektiven Studie die relative Sicherheit und Effektivität von unfraktionierten Heparinen (UFH) und niedermolekuaren Heparinen (NMH) zur Thromboseprophylaxe nach intrakraniellen Operationen genauer untersucht. Hierzu analysierten die Forscher retrospektiv über den Zeitraum von 2013 bis 2018 die Daten von 3.204 elektiven intrakraniellen Operationen, die bei insgesamt 2.901 Patienten durchgeführt wurden. Im Einzelnen handelte es sich hierbei um demographische und klinische Merkmale, einschließlich der Diagnosen und des therapeutischen Vorgehens sowie die verabreichten Medikamente und das Auftreten von Thrombosen oder Embolien. Um das postoperative Outcome zu vergleichen, setzten die Wissenschaftler das Propensity-Score-Matching von Patienten, die unterschiedliche Medikamente bekamen, ein und werteten die postoperative kranielle Bildgebung aus. Zur Kontextualisierung der Ergebnisse wurden 14 frühere neurochirurgische Studien zur Thromboembolie-Prophylaxe ausgewählt, um das Outcome mit dem der bestehenden Literatur zu vergleichen. Es zeigte sich, dass die Rate der Thromboembolien bei den 3.204 Operationen bei 0,8 % (n = 27) lag. Dabei fand sich kein signifikanter Unterschied zwischen den Patienten, die zur Prophylaxe UFH erhalten hatten und denen, die mit NMH behandelt wurden (1,7 % versus 1,0 %). Die weiteren Analysen ergaben allerdings, dass eine Therapie mit NMH mit einer höheren Rate an klinisch signifikanten intrakraniellen Blutungen (ICH) assoziiert war (3,4 % versus 0,5 %, P = .008). Das Literatur-Review und eine Metanalyse zeigten entsprechende Befunde. In allen Studien fand sich außerdem eine Assoziation zwischen UFHs sowie NMHs und ähnlichen Raten an Thromboembolien. In Studien, in denen die Patienten mit NMH behandelt worden waren, berichteten die Autoren auch von signifikant höheren ICH-Raten (4,9 % höher, P = .005). Nach Meinung der amerikanischen Wissenschaftler haben unfraktionierte und niedermolekulare Heparine zur Thromboseprophylaxe nach intrakraniellen Operationen eine ähnlich gute Wirkung, niedermolekulare Heparine sind allerdings mit deutlich höheren Raten an intrakraniellen Blutungen assoziiert.
(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 24.04.2024 - 00:31): http://www.neuromedizin.de/Neuro-Chirurgie/Prophylaktische-Antikoagulation-nach-intrakraniellen-Operati.htm
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