Mittels der dekompressiven Kraniektomie wird notfallmäßig versucht, den nach einem schweren Schädel-Hirn-Trauma entstandenen erhöhten Hirndruck wieder abzusenken. Diese Notfallmaßnahme findet schon lange Zeit breite Anwendung im Bereich der Neurochirurgie. Eine vor Kurzem im New England Journal of Medicine veröffentlichte randomisierte Studie der Monash University in Melbourne, Australien und weiterer australischer sowie saudi-arabischer Forschungseinrichtungen stellt den Nutzen der dekompressiven Kraniektomie im Erwachsenenalter nun jedoch in Frage. Für ihre Studie teilten die Forscher 155 Patienten mit einer schweren traumatischen Hirnverletzung und medikamentös refraktärer intrakranieller Hypertension, die im Zeitraum zwischen Dezember 2002 und April 2010 behandelt wurden, unter randomisierten Bedingungen in zwei Gruppen ein. In Gruppe 1 wurde eine bifrontotemporale dekompressive Kraniektomie durchgeführt, in Gruppe 2 wurde die begonnene Standardtherapie ohne Entfernung der Schädeldecke weitergeführt. Es zeigte sich zwar, dass der erhöhte Hirndruck in der Kraniektomie-Gruppe schneller gesenkt werden konnte als in der Kontrollgruppe und auch die Dauer des Aufenthaltes auf der Intensivstation insgesamt kürzer war, jedoch das Outcome der Patienten - gemessen an der Glasgow Outcome Scala - sechs Monate nach dem Unfallereignis mit anschließender Eröffnung der Schädeldecke signifikant schlechter war als bei Patienten, die nur die Standardtherapie erhalten hatten. Hinsichtlich der Mortalitätsrate nach sechs Monaten war kein Unterschied zwischen beiden Gruppen festzustellen. Die Wissenschaftler glauben nun, dass die dekompressive Kraniektomie bei Erwachsenen mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma zwar, wie schon so oft gezeigt, zu einer raschen Druckentlastung des Gehirns führt und auch die Dauer des Intensivaufenthaltes verkürzt wird, häufig jedoch zu schlechten Langzeitergebnissen führt.