Hohes Komplikationsrisiko bei dekompressiver Kraniektomie und Kranioplastie nach Schädel-Hirn-Trauma

Wissenschaftler der Universität von Uppsala in Schweden haben kürzlich im Rahmen einer retrospektiven Studie die Inzidenz und erklärende Variablen für Komplikationen nach einem Schädel-Hirn-Trauma, die mit einer dekompressiven Kraniektomie und Kranioplastie assoziiert sein könnten, genauer untersucht. Teilnehmer der Studie waren 61 Patienten mit einem Schädel-Hirn-Trauma, bei denen im Zeitraum zwischen 2008 und 2018 auf der neurologischen Intensivstation des Universitätskrankenhauses Uppsala zur Behandlung der intrakraniellen Hypertonie eine dekompressive Kraniektomie durchgeführt wurde. Die Forscher analysierten die Demographie sowie Daten bezüglich des Einweisungsstatus, der radiologischen Befunde und des klinischen Outcomes. Es zeigte sich, dass 11 Patienten (18 %) aufgrund einer postoperativen Hämorrhagie nach der dekompressiven Kraniektomie nochmals operiert werden mussten. 6 Personen (10 %) entwickelten noch während des Aufenthaltes auf der Intensivstation eine postoperative Infektion, 28 Studienteilnehmer (46 %) ein subdurales Hygrom und 10 Patienten (16 %) benötigten einen permanenten Liquorshunt. Insgesamt 16 Patienten (26 %) starben noch bevor eine Kranioplastie durchgeführt werden konnte.

Die weitere Datenauswertung ergab, dass die durchschnittliche Dauer bis zur Kranioplastie bei 7 Monaten lag. 32 Patienten (71 %) wurden mit autologen Knochen operiert und 13 (29 %) primär mit synthetischem Material. In 9 Fällen der Gruppe mit den autologen Knochen (29 %) musste die Kranioplastie aufgrund einer Knochenresorption oder -infektion nochmals ersetzt werden. In der Gruppe der Patienten mit dem synthetischen Knochenmaterial trat diese Komplikation hingegen nicht auf. Allerdings fanden sich alle 4 postoperativen Blutungen, die nach der Kranioplastie zu verzeichnen waren, bei den zuletzt genannten Patienten. Die dekompressive Kraniektomie und Kranioplastie bei Patienten mit einem Schädel-Hirn-Trauma sind mit einem hohen Komplikationsrisiko assoziiert und machen in einem Drittel aller Fälle einen zusätzlichen neurochirurgischen Eingriff erforderlich, so die Studienautoren.

Den Experten zufolge kann der Einsatz von synthetischem Kranioplastie-Material zwar das Risiko für eine Reoperation senken, allerdings ist hier besonders auf die Hämostase zu achten, um das erhöhte Risiko für eine postoperative Hämorrhagie zu verringern. In jedem Falle müssten weitere Studien Thema durchgeführt werden, die sich besonders mit diesen Punkten auseinandersetzen, um die Prognose der betroffenen Patienten zu verbessern.

(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 23.04.2024 - 10:04): http://www.neuromedizin.de/Neuro-Chirurgie/Hohes-Komplikationsrisiko-bei-dekompressiver-Kraniektomie-un.htm
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