Neurale Dynamik der Gesichtsidentitätsverarbeitung mittels EEG-Daten- Genauere zeitliche Auflösung im Millisekundenbereich

Mit Hilfe von neu entwickelten Neuroimaging-Techniken haben Experten an der University of Toronto mittels EEG-Daten sichtbar gemacht, wie unser Gehirn Gesichter wahrnimmt. Die Wissenschaftler konnten feststellen, dass unser Gehirn exakt 170 Millisekunden benötigt, um die Repräsentation eines Gesichts, das wir sehen, anzufertigen. Mithilfe der Gehirnaktivität, die mittels Elektroenzephalografie (EEG) Daten ermittelt wird, gelingt die Rekonstruktion der Bilder.

Für den Versuch sind die Testpersonen mit EEG-Equipment ausgestattet worden. Dabei wurden ihnen Bilder von Gesichtern gezeigt. Währenddessen ist die Gehirnaktivität der Probanden aufgezeichnet worden, um die Gedankenwelt in digitaler Form nachzubilden. Die hier zum Einsatz kommende Technik basiert auf maschinellen Lernalgorithmen. Dies ist nicht das erste Mal, dass Neuroimaging-Techniken angewendet wurden. Der Unterschied liegt darin, dass hier statt der sonst üblichen Magnetresonanztomografie (fMRI) das EEG zum Einsatz kommt. Im Vergleich zur fMRI birgt das EEG zahlreiche Vorteile. Zum einen ist es kostengünstiger und portabel. Zum anderen bietet es eine genauere zeitliche Auflösung. Das bedeutet, dass der genaue Zeitrahmen ermittelt wird, in dem sich eine Impression entwickelt. Die Genauigkeit liegt dabei im Millisekundenbereich. "Die fMRI ermittelt Aktivität im Sekundenbereich, während das EEG im Millisekundenbereich arbeitet", erklärt der Entwickler Dan Nemrodov von der University of Toronto. Der Forscher weiter, „die Tatsache, dass wir rekonstruieren können, was jemand aufgrund seiner Gehirnaktivität visuell erlebt, eröffnet viele Möglichkeiten.“

Originalpublikation:

The Neural Dynamics of Facial Identity Processing: insights from EEG-Based Pattern Analysis and Image Reconstruction Published in eNeuro 29 January 2018, ENEURO.0358-17.2018

DOI:https://doi.org/10.1523/ENEURO.0358-17.2018

VIDEO DER WOCHE:

Kanadische Forscher der University of Toronto sind in der Lage, Bilder von Probanden basierend auf dem EEG digital in Millisekunden zu rekonstruieren.

EEG-Daten

Foto: utoronto.ca 

Das Video der Woche dazu finden Sie auf Youtube über den unten angezeigten Link.

(pte/map)
Zurück zur Startseite
Weitere Newsmeldungen
    • Mit Optogenetik die Aktivität von Zellen gezielt mit Licht manipulieren
      Wissenschaftler aus Bochum und Regensburg haben entdeckt, dass ein lichtempfindlicher Ionenkanal aus der Alge Guillardia theta zwei lichtaktivierbare Zustände besitzt. Der neu entdeckte zweite Zustand sorgt jetzt dafür, dass der Ionenkanal besonders schnell wieder geöffnet werden kann, nachdem er ge...
      Mehr
    • Elektrische Stimulation gelähmter Muskeln durch ein neuartiges Magnetvlies möglich?
      Verletzungen des peripheren Nervensystems infolge einer Schädigung des Nervengeflechts in den oberen und unteren Extremitäten können für die Betroffenen schwerwiegende Folgen haben. Denn dort ordnen, gruppieren und bündeln sich die Nervenfasern verschiedener Spinalnerven, ähnlich wie Stromleitungen ...
      Mehr
    • anti-IgLON5-Erkrankung im Frühstadium gut behandeltbar
      Die anti-IgLON5-Erkrankung wurde erst 2014 erstmals beschrieben und tritt typischerweise im höheren Lebensalter auf. Unruhiger Schlaf, Bewegungs- Schluck- und Sprechstörungen sind typisch für die seltene Autoimmunerkrankung. Doch eine Menge unterschiedlicher weiterer Symptome macht die Diagnose der ...
      Mehr
    • Stoffwechselprodukt D-2HG fördert die Anpassung an die mitochondriale Dysfunktion
      Mitochondrien sind spezialisierte Bestandteile von Zellen, die in erster Linie für die Energieproduktion zuständig sind, aber auch eine Schlüsselrolle dabei spielen, wie Zellen auf Stress reagieren und sich anpassen. Wenn Mitochondrien nicht mehr funktionieren, insbesondere in Gewebe mit einem hohen...
      Mehr
    • Zuckerersatzstoff Stevia zur Bekämpfung von Bauchspeicheldrüsenkrebs wirksam
      Mit dem natürlichen Zuckerersatzstoff Stevia haben Forscher der Universität von Hiroshima eine neue Waffe gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs entdeckt. Vergoren mit bestimmten Bakterien aus Bananenblättern, zerstört das daraus entstehende Präparat Krebszellen, ohne gesunde Nierenzellen anzugreifen, wie e...
      Mehr
    • Warnsignal an Immunsystem: "Rote Flagge" von sterbenden Krebszellen
      90 Prozent aller Menschen, die an Krebs sterben, sterben an Metastasen. Zwei Nachwuchsgruppen der Ruhr-Universität Bochum haben einen Wirkstoffkomplex entwickelt, der Krebszellen auf eine so geschickte Art tötet, dass sie im Sterben eine rote Flagge hochhalten: Sie zeigen so dem Immunsystem, dass mi...
      Mehr
Zum Archiv

Quellen-URL (abgerufen am 25.08.2025 - 14:46): http://www.neuromedizin.de/Forschung/Neurale-Dynamik-der-Gesichtsidentitaetsverarbeitung-mittels-.htm
Copyright © 2014 | http://www.neuromedizin.de ist ein Dienst der MedienCompany GmbH. | Medizin-Medienverlag | Amselweg 2, 83229 Aschau i. Chiemgau | Geschäftsführer: Beate Döring | Amtsgericht Traunstein | HRB 19711 | USt-IdNr.: DE 223237239