Postiktale Kopfschmerzen: Ein vernachlässigtes Problem bei Epilepsie?
Postiktal auftretende Kopfschmerzen sind ein häufiges Phänomen, oft von sehr starker Ausprägung und von einer Migräne-Attacke nicht selten nur schwer zu unterscheiden. Der Internationalen Klassifikation von Kopfschmerzerkrankungen (ICHD-2) zufolge weisen postiktale Kopfschmerzen folgende diagnostische Kriterien auf: Der Kopfschmerz hat Merkmale eines Kopfschmerzes vom Spannungstyp. Bei einem Patienten mit Migräne oder einem generalisierten zerebralen Krampfanfall entwickelt sich der Kopfschmerz innerhalb von 3 Stunden und verschwindet innerhalb von 72 Stunden nach dem Anfall. In einer medizinischen Fachzeitschrift berichteten kürzlich Wissenschaftler der Neurologischen Abteilung des Beth Israel Deaconess Medical Center and Harvard Medical School in Boston, USA, davon, dass vor allem junge Erwachsene mit bereits bekannten interiktalen Kopfschmerzen (= Kopfschmerzen zwischen einzelnen Anfällen im anfallsfreien Intervall) auch ein erhöhtes Risiko für postiktale Anfälle haben. Zusätzliche Risikofaktoren sind ein niedriges Lebensalter beim erstmaligen Auftreten der Epilepsie, eine bereits länger bestehende und/oder medikamentös nicht zu behandelnde Epilepsie-Erkrankung, das Auftreten von generalisierten tonisch-klonischen Anfällen sowie möglicherweise das Vorliegen eines Epilepsie-Herdes im Bereich des Hinterhauptlappens. Obwohl postiktale Kopfschmerzen offensichtlich die Lebensqualität von betroffenen Menschen mit Epilepsie sehr beeinträchtigen, werden diese Schmerzen bis heute nach Meinung der Experten nicht ausreichend behandelt. Einfache Schmerzmittel könnten hier nach Ansicht der Wissenschaftler Abhilfe schaffen. Zur Erforschung der genauen Ursache der Kopfschmerz-Symptomatik sind allerdings noch weitere Untersuchungen notwendig, so die Autoren.
(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 15.05.2024 - 19:55): http://www.neuromedizin.de/Neurologie/Postiktale-Kopfschmerzen-Ein-vernachlaessigtes-Problem-bei-E.htm
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