RUB-Mediziner entdecken wichtigen Index für Hirnschäden bei Neugeborenen

"Für uns ist die Schädigung der weißen Substanz in einer scheinbar gesunden Population von überwiegend männlichen Neugeborenen das fehlende Bindeglied zwischen dem Hirnschaden, der der Diagnose entgeht, und der Entwicklung ungeklärter Zerebralparesen im Kindesalter", sagt Prof. Dr. Arne Jensen von der Campus Klinik Gynäkologie an der Ruhr-Universität Bochum. Er berichtet zusammen mit seinem Kollegen Bert Holmer, MD, in der Zeitschrift "Obstetrics and Gynecology International" über den neu endeckten Index für Hirnschäden bei Neugeborenen. Dazu die RUB-Mediziner: "Das Risiko für Hirnschäden in der weißen Substanz ist bei Reifgeborenen mit großem Kopfumfang verzehnfacht - trotz unauffälliger Geburt".

Die RUB-Forscher haben eine einfache Methode entdeckt, um Babys mit hohem Risiko für Hirnschäden in der weißen Substanz zu erkennen, die Hauptursachen der zerebralen Kinderlähmung (Zerebralparese) sind. Sie untersuchten prospektiv 4.725 reife Neugeborene mit Ultraschall, eine Population, die normalerweise nicht untersucht wird, und zeigten, dass ein großer Kopfumfang bei Geburt (> 90. Perzentile) das Risiko für einen Hirnschaden um das Zehnfache erhöht.

Druckstelle Gehirn
BU: Druckstelle des Gehirns (Pfeil) des Neugeborenen nach der Geburt, verursacht durch großen Kopfumfang (>90. Perzentile) und relatives Missverhältnis zwischen kindlichem Kopf und mütterlichem (verengten) Becken (Jensen and Hamelmann 2016)

Foto: © ots/Campus Klinik an der Ruhr-Universität Bochum/Arne Jensen

Ein Heilversuch mit Stammzellen bei Schlaganfall nach der Geburt wies den Weg

In einer kürzlich erschienenen Publikation hatte ein kleines Mädchen unter der Geburt einen Schlaganfall mit Halbseitenlähmung erlitten, obwohl es am Termin nach unauffälliger Schwangerschaft der Mutter mit normalen Apgar-Werten bei großem Kopfumfang (> 97. Perzentile) und Anzeichen einer starken Kopfverformung scheinbar gesund geboren worden war. Nach der Magnetresonanz-Tomographie des Schädels (MRT), die einen wegweisenden Befund ergab, wurde die Stammzellbehandlung aus Nabelschnurblut erfolgreich durchgeführt. "Zu unserer Überraschung war die Druckstelle am Gehirn durch die mechanische Kompression 5 Jahre nach der Geburt des Mädchens immer noch sichtbar", erinnert sich Prof. Arne Jensen. "Wir haben daraufhin unsere Datenbank gezielt durchsucht und festgestellt, dass bei Kombination von großem kindlichen Kopfumfang mit protrahierter Geburt oder Geburtsstillstand ein hohes Risiko für eine Hirnschädigung in der weißen Substanz besteht."

Wich­ti­ge kli­ni­sche Kon­se­quen­zen

Zur Verbesserung der klinischen Versorgung gefährdeter Kinder im Hinblick auf eine dramatische Zunahme von mütterlicher Adipositas und kindlichem Übergewicht wurde kürzlich von den Bochumer Medizinern ein generelles Screening auf Hirnschäden bei Neugeborenen, die nach längerer Wehentätigkeit eine Verformung des Schädels zeigen, empfohlen. "Wir glauben, dass klinisch unauffällige Neugeborene, die sehr große oder sehr kleine Kopfumfänge aufweisen, grundsätzlich einer Bildgebung des Gehirns zugeführt werden sollten, um kosteneffiziente Therapieoptionen wie eine frühzeitige aktive Neurorehabilitation oder auch potenziell wirksame Zellbehandlungen anbieten zu können, denen vor kurzem der Medikamentenstatus zur Behandlung seltener Erkrankungen durch die EMA (Orphan Medicinal Product Designation) verliehen worden ist.

Diese Arbeit wurde von der gemeinnützigen philanthropischen Stiftung "STOP-CP in Children! -Combat Infantile Cerebralparese!" E.V., Bochum, unterstützt.

Quelle: ots/RUB/map


(ots/map)
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