Das Kawasaki-Syndrom zählt zu den Vaskulitiden und kann Blutgefäße im ganzen Körper betreffen. Eine der gefürchtetsten Komplikationen sind Aneurysmen der Koronararterien, doch auch neurologische Komplikationen werden beschrieben. Dass auch eine periphere Fazialisparese Symptom der Erkrankung sein kann, ist allerdings weniger bekannt. In einem Beitrag des „Journal of Emergency Medicine” berichteten vor Kurzem Wissenschaftler des Hospital Universitario Puerta del Mar in Cadiz, Spanien, von einem 5 Monate alten Jungen, der in der Notaufnahme ihres Krankenhauses mit einer unilateralen linken infranukleären peripheren Fazialisparese in der Konvaleszenz-Phase eines inkompletten Kawasaki-Syndroms (Tag 18 der Erkrankung) vorgestellt wurde. Die Initialdiagnose wurde leider nicht innerhalb der ersten 10 Tage der Erkrankung (= therapeutisches Fenster für eine Immunglobulin-Therapie) gestellt, da zunächst der Verdacht auf eine Hand-Fuß-Mund-Krankheit bestand. Sowohl die verspätete Diagnose und Therapie des Kawasaki-Syndroms mit einer untypischen Manifestation in Kombination mit einer schweren Vaskulitis und Entzündungslast, von der in vielen Fällen berichtet wird, führten den Wissenschaftlern zufolge möglicherweise dazu, dass der Patient ein Aneurysma der Koronararterien entwickelte. Dieser Fall zeigt, dass bei Kindern mit länger andauerndem unklarem Fieber, auch bei unvollständigen diagnostischen Merkmalen, ein Kawasaki-Syndrom in die differentialdiagnostischen Überlegungen mit einbezogen werden muss und dass außerdem darauf geachtet werden sollte, dass auch ungewöhnliche Manifestationen, wie eine periphere Fazialisparese, Symptom der Erkrankung sein können, so die spanischen Experten. Atypische Fälle wie der zuvor beschriebene haben möglicherweise ein erhöhtes Risiko für eine Aneurysma-Bildung der Koronararterien, und zwar insbesondere aufgrund der verspäteten Diagnosestellung und der höheren Entzündungslast.