Melatonin verringert Sedierungsbedarf bei Intensivpatienten
Schwer kranke Patienten leiden häufig unter Schlafmangel und weisen zudem erniedrigte Melatonin-Serumspiegel auf. Italienische Wissenschaftler der Polo Universitario in Mailand haben in einer monozentrischen, randomisierten, plazebokontrollierten Doppelblindstudie untersucht, ob durch eine nächtliche Melatonin-Supplementierung der Sedierungsbedarf von Patienten mit einer schweren Erkrankung möglicherweise verringert werden kann. Die Studie selbst wurde im Zeitraum zwischen Juli 2007 und Dezember 2009 auf einer internistisch-chirurgischen Intensivstation eines Universitätskrankenhauses ohne externe Finanzierungsquellen durchgeführt. Von insgesamt 1.158 Patienten, die in die Intensivabteilung eingeliefert und bewusst enteral sediert wurden, teilten die Experten 82 schwer kranke Personen, die mehr als 48 Stunden lang mechanisch beatmet wurden und einen SAPS-Score II von über 32 Punkten aufwiesen, randomisiert (1:1) in zwei Gruppen ein. Gruppe 1 erhielt vom dritten Tag des Klinikaufenthaltes an bis zur Entlassung von der Intensivstation abends um 20 Uhr sowie um Mitternacht je 3 mg Melatonin verabreicht, Gruppe 2 hingegen ein Plazebo. Primäres Endziel war die Gesamtmenge von enteral zugeführtem Hydroxyzin, ein sedierender Histamin-H1-Antagonist. Es zeigte sich, dass den Patienten der Gruppe 1 deutlich weniger Hydroxyzin verabreicht werden musste als denjenigen der Gruppe 2. Doch auch andere neurologische Indikatoren (Menge einiger erforderlicher neuroaktiver Medikamente, Schmerzen, Agitation, Ängstlichkeit, von den Pflegepersonen beobachteter Schlaf der Patienten, Notwendigkeit von Nachtschienen, außerplanmäßiger Sedierungsbedarf und Kontrolle des Sedierungserfolges durch das Personal) schienen sich durch die Melatonin-Gabe zu verbessern. In puncto posttraumatische Belastungsstörungen und Mortalität auf der Intensivstation sowie im Krankenhaus bestand kein Unterschied zwischen beiden Gruppen. Studien-Einschränkungen beinhalteten Unterschiede zwischen den Gruppen vor der Intervention, die niedrige Probandenzahl und die monozentrische Beobachtung, so die Autoren. Dennoch glauben die Forscher angesichts der vorliegenden Studienergebnisse, dass eine langfristige enterale Melatonin-Supplementierung den Sedierungsbedarf bei Intensivpatienten verringert, die neurologischen Indikatoren verbessert und nicht zuletzt zu einer Senkung der Behandlungskosten beiträgt.
(drs/map)
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Quellen-URL (abgerufen am 20.04.2024 - 05:56): http://www.neuromedizin.de/Neuro-Intensivmedizin/Melatonin-verringert-Sedierungsbedarf-bei-Intensivpatienten.htm
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