Intrakranielle Blutungen bei antikoagulierte Patienten mit leichtem Schädel-Hirn-Trauma: DOACs sicherer als Vitamin K-Antagonisten

Wissenschaftler der Azienda Ospedaliero-Universitaria Pisana in Pisa, Italien, sind kürzlich in einer prospektiven Beobachtungsstudie der Frage nachgegangen, wie hoch die Rate an unmittelbar auftretenden und verzögert einsetzenden traumatischen intrakraniellen Blutungen (ICH = traumatic intracranial hemorrhage) bei Patienten mit einem leichtem Schädel-Hirn-Trauma (MTBI = mild traumatic brain injury) unter einer oralen Therapie mit Antikoagulantien (OAT = oral anticoagulant therapy) ist. Dabei verglichen sie die Blutungsrate unter einer Behandlung mit Vitamin K-Antagonisten mit der unter einer Therapie mit DOACs (= direkte orale Antikoagulantien). Teilnehmer der Studie waren 220 MTBI-Patienten mit einer OAT-Therapie. Nach einer ersten negativen CT-Untersuchung wurden asymptomatische Patienten engmaschig neurologisch nachbeobachtet. Blieb der neurologische Status stabil wurden die Probanden aus dem Krankenhaus entlassen und noch einen weiteren Monat lang nachbeobachtet. Letztendlich erfüllten allerdings nur 206 der 220 Patienten die Einschlusskriterien und wurden in die weitere Datenauswertung aufgenommen. Bei 23 dieser 206 Studienteilnehmer fanden sich bereits in den ersten CT-Aufnahmen Anzeichen für eine intrakranielle Blutung, wobei nur eine Person an den Blutungsfolgen starb (0,5 %). Eine neurochirurgische Intervention war in keinem einzigen Fall erforderlich. Die weitere Datenauswertung ergab, dass die beobachtete Prävalenz-Rate einer unmittelbar nach dem Trauma aufgetretene intrakranielle Blutung statistisch gesehen in der Gruppe der Patienten, die mit Vitamin K-Antagonisten behandelt wurden, höher war als die in der DOACs-Gruppe (15,7 % versus 4,7 %, RR 3.34, 95% Konfidenzintervall 1.18-9.46, P < 0.05). Innerhalb des ersten Follow-up-Monats fielen 5 der 183 Patienten mit dem primär negativen CT-Befund aus der Studie heraus. Von den verbliebenen 178 Patienten entwickelten nur 3 eine zeitlich verzögerte traumatische intrakranielle Blutung (1,7 %), wobei einer von ihnen im Folgenden verstarb (0,6 %). In den übrigen Fällen konnte wiederum auf eine neurochirurgische Intervention verzichtet werden. In dieser Studie konnte erneut gezeigt werden, dass sogar im Falle eines leichten Schädel-Hirn-Traumas eine Therapie mit DOACs sicherer ist als eine Behandlung mit Vitamin K-Antagonisten, so die Autoren. Den Beobachtungen der italienischen Wissenschaftler zufolge ist die Rate an verzögert einsetzenden Blutungen bei antikoagulierten Patienten mit einem leichten Schädel-Hirn-Trauma relativ gering. Ihrer Ansicht nach können betroffene Patienten, deren erster CT-Befund negativ ist und die keine neurologische Verschlechterung aufweisen, nach einer kurzen Beobachtungszeit bei niedriger Komplikationsrate und ohne eine zweite CT-Untersuchung sicher aus der stationären Behandlung entlassen werden.

(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 25.04.2024 - 13:51): http://www.neuromedizin.de/Neuro-Intensivmedizin/Intrakranielle-Blutungen-bei-antikoagulierte-Patienten-mit-l.htm
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