Norepinephrin ist möglicherweise zur Akutbehandlung des Schocks doch besser geeignet als Dopamin. Zwar zeigen beide vasopressiv wirksamen Substanzen eine vergleichbar gute Wirksamkeit, eine Therapie mit Dopamin ruft offensichtlich jedoch mehr unerwünschte Nebenwirkungen hervor als eine Behandlung mit Norepinephrin. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler des Department of Intensive Care, Erasme University Hospital, Brüssel, Belgien, aufgrund einer multizentrischen randomsierten Studie mit 1.679 Patienten mit einem Schock. Zur vasopressiven Akutbehandlung erhielten die Untersuchungsteilnehmer entweder Dopamin (n=859) oder Norepinephrin (n=821) verabreicht. Wenn der Blutdruck der Patienten mit einer Dosis von 20 µg pro Kilogramm Körpergewicht pro Minute oder mit 0,19 µg pro Kilogramm pro Minute nicht aufrecht erhalten werden konnte, so konnte im Open-label-Verfahren Norepinephrin, Epinephrin oder Vasopressin hinzu gegeben werden. Die gesamte Ausgangslage war bei allen Patienten etwa gleich. Am Tag 28 nach dem Schockereignis zeigte sich zwischen beiden Therapiegruppen in Punkto Todesrate kein wesentlicher Unterschied. Sie lag bei 52,5 Prozent in der Dopamin- und bei 48,5 Prozent in der Norepinephrin-Gruppe. Bei den Patienten, die mit Dopamin behandelt wurden, waren jedoch häufiger Arrhythmien zu beobachten als bei den anderen Probanden. Eine Subgruppen-Analyse ergab außerdem, dass die Dopaminbehandlung im Vergleich zur Norepinephrin-Therapie bei Patienten mit einem kardiogenen Schock (n=280) mit einer höheren Sterberate am Tag 28 assoziiert war. Auf Patienten mit einem septischen Schock (n=1044) oder mit einem hypovolämischen Schock (n=263) traf dies hingegen nicht zu. Auch wenn es hinsichtlich der Todesrate bei einer Schockbehandlung mit Dopamin oder Norepinephrin keinen signifikanten Unterschied gibt, so scheint hier Dopamin doch mehr unerwünschte Nebenwirkungen hervor zu rufen als Norepinephrin, so die Autoren anschließend.
(drs)
Fulltext aus New England Journal of Medicine 2010, Vol. 362, No. 9, pp. 779-789Zurück zur Startseite