Eine Gruppe von Wissenschaftlern der kardiologischen Abteilung des Universitätskrankenhauses in Tübingen ist vor Kurzem in einer Studie der Frage nachgegangen, ob es basierend auf dem EKG bestimmte Marker des autonomen Nervensystems gibt, die eine Prognose über die Mortalität von Patienten mit einer ambulant erworbenen Pneumonie (CAP = Community-acquired pneumonia) erlauben. Hierzu ermittelten sie die Dezelerationskapazität (DC = deceleration capacity) der Herzfrequenz bei 253 Patienten, die sich wegen einer CAP in der Notaufnahme vorstellten. Die 30-Tages-Mortalitätsrate wurde als primäres Endziel definiert. Sekundärer Endpunkt war die Gesamtmortalität innerhalb von 180 Tagen. Die Auswertung des gesammelten Datenmaterials ergab, dass die 30-Tages-Mortatliitätsrate bei 13 % (n=33) lag. Die DC, gemessen in Millisekunden, war bei Patienten, die innerhalb von 30 Tagen verstarben, signifikant niedriger als bei denjenigen, die die ersten 30 Tage überlebten (2,3 ± 1,5 ms versus 3,6 ± 2,3 ms, p = 0.004). Die DC war aber auch bei den Studienteilnehmern, die innerhalb der ersten 180 Tage starben, deutlich niedriger als bei den Überlebenden (2,3 ± 1,5 ms versus 3,7 ± 2,4 ms, p < 0.001). Diese Studienergebnisse deuten darauf hin, dass die Dezelerationskapazität ein unabhängiger Prädiktor für die 30-Tages- und die 180-Tages-Mortalität ist, so die Studienautoren. Den Wissenschaftlern aus Tübingen zufolge könnte die Dezelerationskapazität für die Triage-Entscheidungen nützlich sein und CAP-Patienten mit bestimmten erhöhten Risiken könnten dann von adjuvanten Therapien und einer speziellen medizinischen Überwachung profitieren.