Postoperatives Delirium ist Risikofaktor für posttraumatische Belastungsstörung bei älteren Patienten
Wissenschaftler des Campus-Virchow-Klinikums und des Campus Charité Mitte, Charité - Universitätsmedizin Berlin, konnten in einer prospektiven, klinischen Beobachtungsstudie zeigen, dass die Prävalenz einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) bei älteren Menschen, die unter Allgemeinanästhesie operiert werden, 3 Monate nach dem Eingriff hoch ist und ein besonderer Risikofaktor für die PTDS ein postoperatives Delirium ist. Die Studie selbst wurde im Zeitraum zwischen März 2009 und Mai 2010 im Berliner Universitätskrankenhaus durchgeführt und war Teil einer größeren Studie, die sich im Wesentlichen mit der Tiefe von Anästhesien beschäftigte. Teilnehmer der aktuellen Untersuchung waren 559 Patienten im Alter ab 60 Jahren, die sich einem nicht-kardialen operativen Eingriff in Vollnarkose unterzogen. Ausschlusskriterien waren eine präoperativ beeinträchtigte kognitive Funktion (Mini-mental State Examination-Score < 24), eine zu erwartende Operationsdauer von weniger als einer Stunde sowie fehlende Kenntnisse der deutschen Sprache. Ziel der Studie war die Identifizierung der Prävalenz und der Risikofaktoren für eine PTSD 3 Monate nach der Operation bei der ausgewählten Patienten-Gruppe. Das PTSD-Screening erfolgte anhand der posttraumatischen Stressskala-14 (PTSS-14 = Post-Traumatic Stress Syndrome 14-Questions Inventory Score). Folgende Risikofaktoren für die PTSD 3 Monate nach der Operation wurden analysiert: Das Lebensalter, das Geschlecht und der ASA-Physical-Status der Patienten, die Anästhesie-Dauer, ein mögliches postoperatives Delirium, der PTSS-14-Score 7 Tage nach dem Eingriff, eventuelle postoperative Übelkeit und Erbrechen, das Ausmaß postoperativer Schmerzen und das Vorliegen von präoperativen Depressionen. Die Datenauswertungen und statistischen Analysen ergaben, dass 66 der 559 Patienten (12 %) 3 Monate nach der Operation eine posttraumatische Belastungsstörung aufwiesen. 77 Studienteilnehmer (14 %) hatten ein postoperatives Delirium entwickelt. Unabhängige Faktoren, die mit einer PTSD 3 Monate nach dem Eingriff assoziiert waren, waren das postoperative Delirium als Risikofaktor und präoperative Depressionen als protektiver Faktor. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass ältere Menschen, die unter Allgemeinanästhesie operiert werden, 3 Monate nach dem Eingriff häufig unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden und ein entscheidender Risikofaktor hierfür das postoperative Delirium ist, so die Berliner Experten.
(drs/map)
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