Depression im Alter oft nicht erkannt

Über die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Depression im Alter gibt es in der deutschen Bevölkerung große Irrtümer. Dies zeigt das aktuell veröffentliche dritte Deutschland-Barometer Depression der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, gefördert durch die Deutsche Bahn Stiftung. Befragt wurden 5.350 Personen zwischen 18 und 79 Jahren aus einem repräsentativen Online-Panel zu ihren Einstellungen und Erfahrungen zur Depression. So glauben 83% der Befragten, dass Depression am häufigsten im jungen und mittleren Erwachsenenalter auftritt. Diese Annahme liegt vor allem darin begründet, dass Stress (97%) und Belastung am Arbeitsplatz (95%) für die Deutschen zu den Hauptursachen der Depression zählen. Weiterhin gehen 86% der Umfrageteilnehmer davon aus, dass sich Senioren bei der Erkrankung seltener Hilfe suchen. Dies gilt besonders für die Psychotherapie. Tatsächlich sind 31% der an Depression erkrankten Befragten zwischen 30 und 69 Jahren in psychotherapeutischer Behandlung. Bei den Betroffenen über 70 Jahren sind es nur 12%.

Psychotherapie: Selten bei Senioren angeboten

„Älteren Menschen wird viel zu selten eine Psychotherapie angeboten. Sie werden im Versorgungssystem eindeutig benachteiligt“, so Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Inhaber der Senckenberg-Professur an der Goethe-Universität Frankfurt/Main.

Zwei Drittel der Befragten gaben im Deutschland-Barometer Depression an, dass sie sich über die Erkrankung im Alter nicht gut informiert fühlen. Deshalb ist eine Aufklärung über Depression und Suizidprävention für ältere Menschen besonders wichtig. So meinen 22% der Befragten, dass bei Älteren die Behandlung körperlicher Erkrankungen wichtiger ist. Jeder sechste (17%) spricht sich gar dafür aus, Ressourcen des Gesundheitssystems lieber für die Behandlung jüngerer Patienten mit Depression auszugeben.

Demografischer Wandel verstärkt Problem – Programm für Altenpflegekräfte

Aufgrund des demografischen Wandels gewinnt das Thema in den kommenden Jahren zusätzlich an Relevanz. Ambulanten Pflegekräften und pflegenden Angehörigen kommt hier eine große Bedeutung zu, da sie oft der einzige regelmäßige Ansprechpartner sind. Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe entwickelt deshalb ein E-Learning-Programm zum Thema „Depression im Alter und Umgang mit Suizidalität“ für Pflegekräfte und Angehörige. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert. Ab Mitte 2020 steht das Online-Programm kostenfrei zur Verfügung.

Quelle: PI Stiftung Deutsche Depressionshilfe

(bd)
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