Sind Schlafstörungen ein klinischer Marker für den Schweregrad einer Anorexia nervosa und ihre Subtypen?
Subjektive Schlafstörungen könnten ein klinischer Marker für den Schweregrad einer Anorexia nervosa (AN) und für den Anorexia-Subtyp Anorexia Binge-Eating/Purging Typus (ANB/P) sein. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler der Aix-Marseille University in Marseille, Frankreich, im Rahmen einer retrospektiven Studie, in der zum ersten Mal die Schlafmerkmale bei Anorexia-Subtypen und das klinische Profil von Jugendlichen mit einer Anorexia nervosa und einem schlechten Schlaf sowie die Lebensqualität und die Emotionalität der Patienten untersucht wurden. Teilnehmer der Studie waren 111 Jugendliche mit einer Anorexia nervosa. Zunächst verglichen die Forscher die Gruppe von Patienten mit einer restriktiven AN (ANR) mit der Gruppe von Personen mit einer ANB/P bezüglich subjektiver Schlafcharakteristika, einer Schläfrigkeit und Chronotypen. Dann wurden zwischen beiden Gruppen die klinischen Profile, die Lebensqualität und die Emotionalität guter Schläfer (GS) und schlechter Schläfer (PS = poor sleepers) verglichen. Es zeigte sich, dass verglichen mit der ANR-Gruppe die Patienten der ANB/P-Gruppe signifikant mehr Schlafstörungen und Schläfrigkeit und außerdem häufiger einen Abendpräferenz-Chronotyp aufwiesen. Die weitere Datenauswertung ergab, dass schlechte Schläfer ein deutlich schwerwiegenderes klinisches Profil hatten als gute Schläfer. Nach Adjustierung fand sich nur bei dem ANB/P-Subtyp und in der EDI-2-Ineffektivitätssubskala (EDI-2 = Eating Disorder Inventory-2) ein signifikanter Zusammenhang mit einem schlechten Schlaf. Darüber hinaus war die Lebensqualität bei schlechten Schläfern im Vergleich zu guten Schläfern geringer und die Emotionalität negativer. Diese Studienergebnisse deuten den Autoren zufolge darauf hin, dass subjektive Schafstörungen ein klinischer Marker für den Schweregrad einer Anorexia nervosa und den ANB/P-Subtyp sein könnten. Auch zeigen diese Ergebnisse, dass eine Verbesserung der Schlafqualität von Jugendlichen mit einer Anorexia nervosa dabei helfen würde, die Essstörung der Patienten sowie ihre Komorbiditäten besser zu managen und ihre Lebensqualität zu verbessern.
(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 30.04.2024 - 04:25): http://www.neuromedizin.de/Kinder--u--Jugendpsychiatrie/Sind-Schlafstoerungen-ein-klinischer-Marker-fuer-den-Schwere.htm
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