Eine Supplementierung mit Omega-3-Fettsäuren hat bei Kindern mit milden ADHS-Symptomen offenbar keinerlei nachweisbaren Nutzen. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler des INSERM in Bron, Frankreich, im Rahmen einer randomisierten Plazebo-kontrollierten Studie mit 162 Kindern im Alter zwischen 6 und 15 Jahren, die im Zeitraum zwischen 2009 und 2011 in fünf französischen kinderpsychiatrischen Zentren wegen einer Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung (ADHS) behandelt wurden. 78,4 % der Kinder waren Jungen. Die Patienten wurden 1:1 in eine Gruppe, bei denen für die Dauer von 3 Monaten DHA (= Docosahexaensäure) und EPA (= Eicosapentaensäure) supplementiert wurde, sowie in eine Gruppe, die Plazebo erhielt, randomisiert. Psychotrope oder andere Omega-3-Fettsäure-haltige Behandlungen waren während der Studie nicht erlaubt. Primäres Endziel war die Veränderung auf der ADHD-RS-IV-Skala (= Attention-Deficit Hyperactivity Disorder Rating Scale Version 4). Weitere Endziele waren die Sicherheit der Behandlung, die lexikalische Ebene (Alouette-Test), die Aufmerksamkeit (Test of Attentional Performance for Children-KiTAP), die Ängstlichkeit (48-item Conners Parent Rating Scale-Revised-CPRS-R) sowie mögliche Depressionen (Children's Depression Inventory-CDI). Der Einschlusswert auf der ADHD-RS-IV-Skala lag im Mittel bei 37.31 (SD 8.40). Es zeigte sich, dass die Verringerung der ADHD-RS-IV-Gesamt-Scores in der Plazebo-Gruppe nach der 3-monatigen Behandlung größer war als in der DHA-EPA-Gruppe. Die anderen Komponenten des Conners-Scores wiesen ähnliche Veränderungen auf, wobei die Unterschiede zwischen den Gruppen nicht signifikant waren. Schwere unerwünschte Nebenwirkungen im Sinne einer Verschlechterung der ADHS-Symptome, die eine stationäre Aufnahme erforderlich machte, waren bei 2 Kindern der DHA-EPA-Gruppe und bei keinem Kind der Plazebo-Gruppe zu beobachten. In dieser Studie konnte kein Nutzen einer Supplementierung mit Omega-3-Fettsäuren bei Kindern mit milden ADHS-Symptomen nachgewiesen werden, so die Autoren.
(drs)
Abstract aus Eur Child Adolesc Psychiatry 2018; 27(3): 377-384Zurück zur Startseite