Schilddrüsen-Screening bei Kindern und Jugendlichen mit Stimmungs- und Angststörungen?

Eine Gruppe von Wissenschaftlern des Cincinnati Children's Hospital Medical Center in Cincinnati, Ohio, USA, ist im Rahmen einer Studie der Frage nachgegangen, wie hoch bei Kindern und Jugendlichen mit schweren Stimmungs- und Angststörungen die Prävalenz von pathologischen Werten des TSH (= Thyreoidea-stimulierendes Hormon) ist und ob es in dieser Patientenpopulation klinische sowie demographische Prädikatoren für erhöhte oder erniedrigte TSH-Werte gibt. Hierzu werteten die Forscher retrospektiv die Daten über die Symptome und die Angaben über TSH-Serumspiegel-Untersuchungen von 1.017 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 3 und 19 Jahren aus, die im Zeitraum zwischen September 2013 und April 2017 in einem großen städtischen Kinderkrankenhaus wegen einer Stimmungs- oder Angsterkrankung (gemäß der DSM-IV- und DSM-5 -Kriterien) stationär behandelt wurden. Die Analysen ergaben, dass 62 Patienten TSH-Konzentrationen > 3.74 μIU/ml aufwiesen, wobei 5,3 % (n = 6) von ihnen unter 12 Jahre und 6,2 % (n = 56) über 12 Jahre alt waren. Insgesamt 7 Kinder und Jugendliche hatten TSH-Spiegel < 0,36 μIU/ml. Außerdem zeigte sich, dass erhöhte TSH-Konzentrationen mit einer neu aufgetretenen Gewichtszunahme, einer Schilddrüsenerkrankung in der Vorgeschichte, einer anormalen Menstruationsblutung/Menometrorrhagie und einer Behandlung mit Benzodiazepinen assoziiert waren. Keine Assoziation fand sich mit dem Geschlecht, dem Lebensalter oder dem BMI-Z-Score-Index der Patienten. In der Gruppe der Studienteilnehmer mit erhöhten TSH-Werten hatten 12,9 % (n = 8, durchschnittliches Lebensalter 16,5 ± 1,5 Jahre, 87,5 % Mädchen) außerdem einen pathologischen Spiegel des freien/Gesamt-Thyroxins (T₄) oder andere biochemische Auffälligkeiten, die mit einer Schilddrüsenerkrankung vereinbar waren. Kinder und Jugendliche mit einer Schilddrüsenerkrankung wiederum waren im Vergleich zu denjenigen mit erhöhten TSH-Werten und normalen Konzentrationen des aktiven Schilddrüsenhormons älter (16,5 ± 1,5 versus 14,6 ± 2,3 Jahre), wiesen aber keinen wesentlichen Unterschied hinsichtlich der Geschlechterverteilung auf (Mädchen: 87,5 % versus 63,6 %).

In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass nahezu 6 % der psychiatrisch hospitalisierten jungen Patienten mit einer Stimmungs- oder Angststörung anomale TSH-Serumspiegel aufweisen, auch wenn nur in weniger als 1 % aller Fälle eine Schilddrüsenerkrankung vorliegt, so die Autoren. Ein TSH-Screening sollte schwerpunktmäßig bei Patienten mit einer neu aufgetretenen Gewichtszunahme, einer Benzodiazepin-Behandlung und bei Mädchen mit einer anormalen Monatsblutung/Menometrorrhagie durchgeführt werden.

(drs)
Zurück zur Startseite
Weitere Newsmeldungen
Zum Archiv

Quellen-URL (abgerufen am 24.04.2024 - 09:47): http://www.neuromedizin.de/Kinder--u--Jugendpsychiatrie/Schilddruesen-Screening-bei-Kindern-und-Jugendlichen-mit-Sti.htm
Copyright © 2014 | http://www.neuromedizin.de ist ein Dienst der MedienCompany GmbH. | Medizin-Medienverlag | Amselweg 2, 83229 Aschau i. Chiemgau | Geschäftsführer: Beate Döring | Amtsgericht Traunstein | HRB 19711 | USt-IdNr.: DE 223237239