32. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurointensiv- und Notfallmedizin (ANIM 2015)Berlin, 29. - 31. Januar 2015

Vom 29. bis 31. Januar 2015 findet in Berlin die 32. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurointensiv- und Notfallmedizin (ANIM 2015) und der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) statt. Dort treffen sich Ärzte aller neuro- und intensivmedizinischen Fachrichtungen, Pflegekräfte und Therapeuten zur ANIM 2015, der Arbeitstagung NeurointensivMedizin. Der Tagungspräsident Prof. Dr. Cornelius Weiller, Direktor der Klinik für Neurologie und Neurophysiologie am Universitätsklinikum Freiburg, gibt im folgenden Interview einen Einblick in die Highlights und Schwerpunkte der 32. Arbeitstagung sowie in die Herausforderungen seines Fachgebietes.

Prof. Weiller, welche Wünsche und Ziele verbinden Sie mit ihrem Amt als Tagungspräsident der ANIM 2015?

Welche persönliche Ausrichtung werden Sie der Tagung geben? Der Aspekt der Interdisziplinarität ist uns besonders wichtig. Dieser Kongress ermöglicht einen interdisziplinären und interprofessionellen Dialog nicht nur hinsichtlich der Weiterentwicklung der bestmöglichen Diagnostik- und Behandlungsstrategien, sondern auch der Patientensicherheit und des gemeinsamen Austausches. In der Neurointensivmedizin und dem weiteren Behandlungsverlauf von Patienten mit Schädigungen des Gehirns sind nicht allein die Ärzte wichtig, sondern auch Therapeuten und Pflegekräfte. Der Pflege wird deshalb auch ein eigenes Schwerpunktprogramm mit praxisrelevanten Workshops gewidmet.

Kann man eindeutige Schwerpunkte ausmachen, die in diesem Jahr gesetzt wurden?

Wie gesagt zunächst die Interdisziplinarität: die Verbindung der allgemeinen mit der Neurointensivmedizin, z.B. Interaktion von Hirn und Lunge (Hirnschädigungen können die Lungenfunktion beeinträchtigen und natürlich umgekehrt hängt die Hirnfunktion von einer guten Sauerstoffversorgung ab) oder das Verhältnis von Schlaganfall und Immunsystem. Letzteres mag nicht nur als Auslöser wichtig sein, sondern spielt eine große Rolle bei Reparaturmechanismen nach dem Schlaganfall, deswegen muss Fieber nach einem Schlaganfall zum Beispiel rasch behandelt werden. Die Einsicht hat zu einer neuen interdisziplinären Herangehensweise geführt, welche sich in Strukturen äußert. Wir haben die in den letzten 2-3 Jahren entstandenen interdisziplinären neurovaskulären Konferenzen als Beispiel gewählt und stellen in einem Symposium so eine Konferenz mit echten Fällen nach.

Sind die Diskussionen um die Hirntoddiagnostik auch ein Thema auf der ANIM 2015?

Ja, sowohl im Präsidentensymposium als auch in einem eigenen Symposium zum Thema. Dies erscheint uns von enormer Bedeutung vor dem Hintergrund der fortgesetzten Diskussionen um den Hirntod und die Hirntoddiagnostik. Diese öffentliche Auseinandersetzung führt nicht nur gesamtgesellschaftlich sondern auch in der medizinischen Fachwelt zu einer zunehmenden Verunsicherung, der wir auf dem Kongress begegnen möchten.

Der Bereich der Neurointensiv- und Notfallmedizin stellt nochmals eine Besonderheit in der intensivmedizinischen Versorgung dar. Welche Herausforderungen gilt es in ihrer täglichen Arbeit zu bewältigen?

In der Tat, es dreht sich nicht nur um Intensivmedizin, sondern auch um Notfallmedizin. Eine Herausforderung ist die Schnittstelle, der glatte Übergang von der Notfallmedizin zur Intensivmedizin. Der Faktor Zeit spielt eine große Rolle, die Zahl der Übergaben sollte möglichst klein sein, kompatible und sichere Krankenhausinformationssysteme im Notfallzentrum und auf der Intensivstation sind unerlässlich, was sind die Vor- und Nachteile, ob man die Bildgebung im Notfallzentrum zentralisiert oder besser in den Spezialeinheiten durchführt. Auch darüber wird auf der ANIM diskutiert. Ein Vortrag stellt beispielsweise die nicht selten entscheidende Frage: Was muss man im Krankenhaus machen, um keine Zeit zu verlieren? Daneben ist die End-of-life medicine ein kontinuierliches Thema und wie man den vermeintlichen Patientenwillen in dieser vorher für Patienten und Angehörigen unbekannten Situation erfährt.

Stichwort Patientenwille: Wie wichtig sind Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten für ihre Arbeit?

Müsste es für den Umgang mit diesen Dokumenten noch Verbesserungen irgendwelcher Art geben? Das ist ein schwieriges Thema, welches viel zur Unsicherheit beigetragen hat. Wichtig ist eine hohe Spezifität. Mit der Aussage „ich will nicht behindert sein“ lässt sich nicht viel anfangen.

Gibt es für Sie dringende Forderungen im Hinblick auf die qualitative oder quantitative neurointensiv-medizinische Versorgung in Deutschland, die Sie im Rahmen des Kongresses gern transportieren würden?

Eine Herzensangelegenheit ist eine strukturierte Weiterbildung zum Intensivmediziner, die die verschiedenen Fächeraspekte sinnvoll berücksichtigt. Wenn Sie auf die nächsten Jahre schauen – welche Entwicklungen könnten die Neurointensivmedizin weiter verbessern? Grundsätzlich werden mehr klinische Studien, die wissenschaftlich fundierte Ergebnisse liefern, in der Intensivmedizin benötigt. Vieles in der Intensivmedizin ist noch „Eminenzbasiert“. Große Fortschritte sind in den spezifischen immunologischen Therapien zu erwarten und auch in der Intensivmedizin hofft man auf maßgeschneiderte Therapien.

Es sind nicht so sehr einzelne neue Verfahren, die zu erwarten sind, sondern die richtige Bündelung von Maßnahmen, wie schon bei der Sepsis oder beim akuten Lungenversagen (ARDS), werden erkennbare Fortschritte mit sich bringen. Zum Beispiel bei der Subarachnoidalblutung müssen zum Teil konkurrierende Aspekte wie Stabilisieren der Hämodynamik, neuroprotektive Maßnahmen und Entzündungsmechanismen gleichzeitig betrachtet und abgestimmt behandelt werden.

Quelle: Conventus

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