In einer retrospektiven Längsschnitt-Kohortenstudie haben kürzlich Wissenschaftler des Centro Hospitalar de Lisboa Ocidental und der Universidade Nova de Lisboa in Lissabon, Portugal, den Einfluss der Menopause auf den Verlauf einer Multiplen Sklerose (MS) einschließlich ihrer Erkrankungsaktivität und der Behinderungsprogression der Patientinnen untersucht. Teilnehmerinnen der Studie waren 37 Frauen, die zum Zeitpunkt der Menopause im Mittel 49,8 Jahre alt waren und bei denen mindestens im Jahr vor Menopause-Beginn eine MS diagnostiziert wurde. Den Einfluss der Menopause auf den MS-Erkrankungsverlauf ermittelten die Forscher durch einen Vergleich des klinischen und radiologischen Outcomes 5 Jahre vor und nach der Menopause. Die Experten wiederholten die Analysen dann in Subgruppen von Patientinnen ohne krankheitsmodifizierende Behandlungsveränderungen oder Komorbiditäten, die während der Beobachtungsperiode diagnostiziert wurden, und zwar deshalb, da diese Faktoren auch einen Einfluss auf den MS-Verlauf hätten haben können. Die Auswertung des gesammelten Datenmaterials ergab, dass es im Vergleich zu der Periode vor Beginn der Menopause innerhalb der 5 Jahre nach der Menopause zu einer Abnahme der jährlichen MS-Rückfallrate kam (0,37 ± 0,35 prämenopausal versus 0,08 ± 0,18 postmenopausal). Die EDSS-Progressionsrate (EDSS = Expanded Disability Status Scale) blieb hingegen stabil (prämenopausal: 0,13 ± 0,24 EDSS-Punkte/Jahr versus postmenopausal 0,13 ± 0,18 EDSS-Punkte/Jahr). Die Häufigkeit von Progressionsereignissen vor und nach der Menopause war ähnlich (37,8 % versus 48,6 %). Diese Beobachtungen konnten auch in den Subgruppen der Patientinnen ohne krankheitsmodifizierende Behandlungsveränderungen oder Komorbiditäten gemacht werden. Bei Frauen mit einer Multiplen Sklerose kann zwar nach der Menopause eine Verringerung der Rückfallrate beobachtet werden, die Behinderungsprogressionsrate ist jedoch ähnlich wie die in der prämenopausalen Phase, so die Autoren.