Die neue Erkenntnis, dass Ermüdung und Ermüdbarkeit (Fatigue) bei Patienten mit Multipler Sklerose unterschiedliche hirnfunktionelle Korrelate haben, trägt wesentlich zum Verständnis dieser Symptome bei. Sie kann als Basis für die Entwicklung neuer Behandlungsansätze, zum Beispiel durch transkranielle elektrische oder magnetische Stimulation der entsprechenden Hirnareale dienen.
Hirnmechanismen der abnormen Ermüdung bei MS-Patienten aufgeklärt
Einem Team von Ärzten und Wissenschaftlern unter der Leitung von Prof. Dettmers und Prof. Schoenfeld aus den Kliniken Schmieder Konstanz und Heidelberg ist jetzt ein wichtiger Durchbruch beim Verständnis dieser Symptome gelungen. Die Forscher untersuchten innerhalb einer Studie im Rahmen eines Forschungsprojektes des Lurija Instituts MS-Patienten mit unterschiedlichen Ausprägungen von Fatigue mittels funktioneller Kernspintomographie während einer kognitiv anspruchsvollen Aufgabe. Die Daten verglichen sie mit gesunden Normalprobanden. „Zum ersten Mal ist es gelungen, Funktionsveränderungen in unterschiedlichen Hirnnetzwerken der Patienten nachweisen“, so der Erstautor der Arbeit Stefan Spiteri. Die abnorme Grundmüdigkeit spiegelte sich wider in Veränderungen der Aktivität in höheren Kontrollnetzwerken des Vorderhirns. Demgegenüber beobachteten die Wissenschaftler eine Abnahme der Aktivität in visuellen Aufmerksamkeitsnetzwerken des Hinterhaupthirns, die mit der abnormen Erschöpfbarkeit während der bearbeiteten visuellen Arbeitsgedächtnisaufgabe einherging.
Originalpublikation:
Neural correlates of effort-dependent and effort-independent cognitive fatigue components in patients with multiple sclerosis