Erhöhtes Infektionsrisiko nach LWS-Operationen durch präoperative epidurale Steroidinjektionen?

Eine mögliche Assoziation zwischen präoperativen epiduralen Steroidinjektionen (ESI = epidural corticosteroid injections) und Infektionen nach einer Operation im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) haben Wissenschaftler des Rothman Orthopaedic Institute am Thomas Jefferson University Hospital in Philadelphia, USA, vor Kurzem im Rahmen einer retrospektiven Studie untersucht. Anhand der hinterlegten ICD/CPT-Codes durchsuchten die Forscher die Unterlagen des Krankenhauses in Philadelphia nach Patienten, die sich im Zeitraum zwischen 2000 und 2017 wegen einer Radikulopathie oder Stenose einer alleinigen lumbalen Dekompression oder einer Fusionsoperation unterzogen hatten und 90 Tage lang nachbeobachtet wurden. Jede Patientenkohorte wurde, wie folgt kategorisiert: keine perioperative ESI und ESI weniger als 30 Tage vor, 30 bis 90 Tage vor sowie mehr als 90 Tage vor dem Eingriff. Primäres Endziel der Studie war eine postoperative Infektion, die eine Reoperation innerhalb von 90 Tagen nach dem Ersteingriff erforderlich machte. Außerdem sammelten die Forscher demographische Informationen, einschließlich des Lebensalters, des Geschlechts, des BMI und des Charlson Comorbidity Index (CCI) der Patienten. Zur Auswertung kamen die Daten von insgesamt 15.011 Patienten, von denen bei 5.108 Personen eine Fusion und bei 9.903 eine alleinige Dekompressionsoperation durchgeführt wurde. Die Analysen ergaben, dass die Infektionsrate bei den Fusions-Patienten bei 1,95 % und die Rate bei den Dekompressions-Patienten bei 0,98 % lag. Eine Assoziation zwischen einer postoperativen Infektion und einer präoperativen ESI-Exposition vor einer Dekompressionsoperation fand sich - unabhängig vom Zeitpunkt der Steroidgabe - nicht. Es zeigte sich aber, dass bei Patienten, die sich einer Fusionsoperation unterzogen und vor dem Eingriff ESIs erhalten hatten, das postoperative Infektionsrisiko erhöht war (2,68 % mit ESI versus 1,69 % ohne ESI, P = 0.025). Ein erhöhtes Infektionsrisiko war vor allem dann zu beobachten, wenn die Steroidgabe innerhalb von 30 Tagen und später als 90 Tage vor dem Eingriff erfolgte (5,74 %, P = 0.005 und 2,9 %, P = 0.022). Regressionsanalysen aller Patienten ergaben schließlich, dass eine Fusionsoperation, der BMI und der CCI, aber nicht das Lebensalter, das Geschlecht und eine präoperative ESI-Exposition generell, unabhängige Prädiktoren für eine postoperative Infektion waren.

Diese Studienergebnisse zeigen, dass Patienten, die sich einer LWS-Fusionsoperation unterziehen und vor dem Eingriff epidurale Steroidinjektionen erhalten, ein erhöhtes postoperatives Infektionsrisiko haben, so die Autoren. Für Patienten mit einer Dekompressionsoperation bestehe dieser Zusammenhang allerdings nicht.

(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 28.03.2024 - 16:02): http://www.neuromedizin.de/neuro-orthopaedie/Erhoehtes-Infektionsrisiko-nach-LWS-Operationen-durch-praeop.htm
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