Forscher charakterisieren DPPX-Antikörper-assoziierte Enzephalitis

Eine Gruppe von Wissenschaftlern der Universität von Barcelona und des Research Networking Centre for Rare Diseases in Valencia, Spanien, haben zusammen mit Kollegen des Erasmus Medical Center in Rotterdam, Niederlanden und der University of Pennsylvania, USA, im Rahmen einer Studie das Erkrankungsbild der sogenannten DPPX-Antikörper-assoziierten Enzephalitis genauer untersucht. DPPX (= Dipeptidyl-peptidase-like protein-6) ist ein neuronales Oberflächenprotein und eine regulatorische Untereinheit des spannungsabhängigen Kaliumkanals Kv4.2. Teilnehmer der retrospektiven Studie waren 9 neue Patienten (Durchschnittsalter 57 Jahre), bei denen von Anfang 2013 bis zu Beginn der Studie eine DPPX-Antikörper-assoziierte Enzephalitis diagnostiziert worden war. Bei allen Probanden wurden die IgG-Unterklassen und die Effekte der Antikörper auf Neuronen-Kulturen bestimmt bzw. analysiert. Alle Patienten entwickelten im Verlauf ihrer Erkrankung zunächst einen schweren Gewichtsverlust oder eine Diarrhoe, gefolgt von einer kognitiven Dysfunktion (n=9), einem Gedächtnisverlust (n=5), einer ZNS-Hyperexzitabilität (n=8; Hyperekplexie, Myoklonus, Tremor oder Anfälle) oder eine Hirnstamm- oder zerebelläre Dysfunktion (n=7). Der Erkrankungsgipfel war im Mittel 8 Monate nach Beginn erreicht. Alle Studienteilnehmer wiesen IgG4- und IgG1-DPPX-Antikörper auf. Die weiteren Untersuchungen ergaben, dass die Antikörper in den kultivierten Neuronen zu einer Abnahme der DPPX-Kluster führten und, dass das Kv4.2-Protein bei Entfernung der Antikörper reversibel war. Unter Einbeziehung früherer Fälle in die laufende Serie (insgesamt 39 Personen) präsentierten sich 67 % der Patienten mit einer DPPX-Antikörper-assoziierten Enzephalitis, den Studienautoren zufolge, mit folgender Trias: Gewichtsverlust (durchschnittlich 20 kg) sowie gastrointestinale Symptome, eine kognitiv-mentale Dysfunktion und eine ZNS-Hyperexzitabilität. Angaben über das weitere Outcome standen von 35 Patienten zur Verfügung, wobei 8 von ihnen keine Immuntherapie erhalten hatten. So zeigten 60 % eine substantielle oder moderate Verbesserung, 23 % verbesserten sich nicht (die meisten waren unbehandelt) und 17 % starben. Einen Rückfall erlitten 8 der 35 Patienten (23 %), sprachen aber auf eine Immuntherapie an. Das Fazit der Wissenschaftler: Bei Patienten mit einer DPPX-Antikörper-assoziierten Enzephalitis sind in erster Linie IgG4- und IgG1-DPPX-Antikörper zu finden. Die Betroffenen weisen kognitiv-mentale Defizite und Symptome einer ZNS-Hyperexzitabilität auf, denen gewöhnlicher Weise eine Diarrhoe, andere gastrointestinale Symptome und ein Gewichtsverlust vorausgehen. Die Erkrankung spricht auf eine Immuntherapie an, welches sich auch durch eine Reversibilität der Antikörpereffekte in den Neuronen-Kulturen belegen lässt.

(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 25.04.2024 - 18:03): http://www.neuromedizin.de/Neurologie/Forscher-charakterisieren-DPPX-Antikoerper-assoziierte-Enzep.htm
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