Die Multiple Sklerose kann eine Differentialdiagnose des Morbus Fabry sein. Italienische Forscher des Department of Advanced Biomedical Sciences der University "Federico II" in Neapel haben kürzlich in einer Studie untersucht, welche Rolle das Corpus callosum bei beiden Erkrankungen spielt und ob mit Hilfe von MRT-Untersuchungen des Balkens die Multiple Sklerose (MS) vom Morbus Fabry abgegrenzt werden kann. Teilnehmer der multizentrischen Studie waren 104 Patienten mit Morbus Fabry (FD = Fabry disease) und 117 MS-Patienten. Bei allen Probanden wurden FLAIR-Aufnahmen des Gehirns angefertigt und untersucht, ob Läsionen der weißen Hirnsubstanz zu erkennen waren. Ermittelt wurde letztendlich die Inzidenz von Läsionen der weißen Hirnsubstanz im Corpus callosum (CC-WMLs = Corpus callosum white matter lesions) in beiden Gruppen sowie in einer Untergruppe-Gruppe von 37 FD-Patienten mit neurologischen Symptomen. Die Forscher fanden WMLs bei 50 der 104 FD-Patienten (48,1 %) und bei allen MS-Patienten. Läsionen im Corpus callosum diagnostizierten die Experten jedoch bei nur 3 Personen mit FD (2,9 %), aber bei 106 der 117 Patienten mit MS (90,6 %). In der Untergruppe der FD-Patienten mit neurologischen Symptomen wiederum wiesen 26 der 37 Betroffenen Läsionen der weißen Hirnsubstanz auf, wobei 2 Patienten (5,4 %) eindeutige Läsionen des Balkens hatten. Die Inzidenz einer Corpus callosum-Beteiligung ist bei Patienten mit Morbus Fabry im Vergleich zu MS-Patienten sehr gering, und zwar unabhängig vom klinischen Erscheinungsbild und dem Ausmaß der Beteiligung der weißen Hirnsubstanz, so die Autoren. Nach Meinung der Wissenschaftler ist die Suche nach Läsionen des Corpus callosum im MRT eine effektive Methode für die Differentialdiagnose zwischen Morbus Fabry und Multipler Sklerose.