Mikroglia-Netzwerk: Herkunft und Bewegung einzelner Zellen im Gehirn durch neue Farbmarkierung sichtbar

GliazellenMikroglia, sogenannte Fresszellen oder Magrophagen des Gehirns, schützen Nervenzellen vor Krankheitserregern, indem sie ein gleichmäßiges Netz um die Nervenzellen bilden. Es wird ihnen aber auch eine entscheidende Rolle bei Krankheiten wie Morbus Alzheimer, Multiple Sklerose und bei psychiatrischen Erkrankungen wie Autismus und Schizophrenie zugeschrieben. So können z. B. unvollständig oder übermäßig stark aktivierte Mikroglia bei Hirnerkrankungen eine krankheitsverschlechternde Wirkung zeigen. Forscher des Universitätsklinikums Freiburg untersuchten nun in einer Studie, wie dieses Zellen-Netzwerk bei einer Hirnerkrankung arbeitet, um die Krankheit zu stoppen. Eingesetzt wurden hierfür genetisch veränderte Mäuse, deren Mikroglia-Netzwerk im gesunden Gehirn aus Zellen unterschiedlicher Färbung bestand. Es zeigte sich, dass sich bei Beginn einer neurodegenerativen Hirnerkrankung bereits innerhalb weniger Tage gleichfarbige Mikroglia-Wolken bildeten und das Netz insgesamt dichter wurde. Durch einen genetischen Trick markierten die Wissenschaftler für ihre Untersuchungen Mikroglia-Zellen mit unterschiedlichen Farben. Mit Hilfe eines mathematischen Verfahrens konnten die Experten Veränderungen in Zahl und Herkunft der Zellen nachvollziehen. Sie entdeckten außerdem, dass die Zellen nach Abklingen der Erkrankung wieder in den Normalzustand zurückkehrten und überzählige Mikroglia nicht abstarben, sondern in benachbarte Hirnregionen auswanderten. Welche Auswirkung dies bei der Entstehung von Erkrankungen des Gehirns hat, wird nun weiter untersucht. Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt im Fachmagazin „Nature Neuroscience“ veröffentlicht. Neben Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Freiburg waren auch Forscher aus Berlin, Heidelberg, Regensburg, dem Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik Freiburg und Israel an der Studie beteiligt. Die Forschungsarbeit ist Teil des kürzlich angelaufenen Sonderforschungsbereichs „NeuroMac“ (SFB/TRR 167) unter Leitung von Prof. Prinz, Ärztlicher Direktor, Institut für Neuropathologie, Universitätsklinikum Freiburg. Ziel dieser Forschungsinitiative ist es, Behandlungsoptionen für Erkrankungen wie Morbus Alzheimer, Multiple Sklerose und Schlaganfall zu entwickeln, die auf dem Einsatz der Mikroglia-Zellen im Gehirn basieren.

Bildunterschrift: Die Fresszellen des Gehirns, Mikroglia genannt, wurden durch einen genetischen Trick farbig (gelb, rot, blau, grün) markiert. Dadurch ließ sich erstmals die Bewegung der Zellen im gesunden und kranken Gehirn beobachten.
Bildquelle: Universitätsklinikum Freiburg

(bd)
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Quellen-URL (abgerufen am 20.04.2024 - 11:53): http://www.neuromedizin.de/Neuro-Chirurgie/Mikroglia-Netzwerk--Herkunft-und-Bewegung-einzelner-Zellen-i.htm
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