Weltföderation für Neurologie schlägt wegen WHO-Änderungen im ICD-11-Entwurf AlarmWFN-Forderung: Schlaganfall muss neurologischen Erkrankungen zugeordnet werden

Die 11. Revision der ICD soll voraussichtlich 2018 von der WHO veröffentlicht werden. Ziel der Revision der ICD (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) ist es, so das deutsche WHO-Kooperationszentrum DIMDI, „eine kohärente Klassifikation für unterschiedliche Anwendungsbereiche als internationalen Standard für Wissenschaft, Kommunikation und Information in der Medizin zu schaffen. Dabei soll die einfache Integration in IT-Systemumgebungen auch für die Zukunft sichergestellt sein“. Internationale Experten sind allerdings besorgt über jüngste WHO-Änderungen im ICD-11-Entwurf bei der Kodierung "Schlaganfall".

„Die medizinischen Argumente dafür, dass Schlaganfall eine Erkrankung des Gehirns ist, sind absolut überzeugend." Das ist die zentrale Botschaft eines dringenden Appells führender Neurologie-Experten in der Fachzeitschrift Lancet.1 Die Autoren thematisieren darin ihre massiven Bedenken über einen aktuellen Entwurf der ICD, der internationalen Klassifikation von Erkrankungen, in dem WHO-Mitarbeiter unerwartete und unkoordinierte Änderungen der geplanten Klassifikation von Schlaganfällen vorgenommen hatten.

„Wir haben aus sehr guten Gründen vor fünf Jahren in einem transparenten Prozess und nach umfangreichen Diskussionen vereinbart, dass in Zukunft alle Arten von Schlaganfall in der neuen Klassifikation einen einheitlichen Block bilden und den Erkrankungen des Nervensystems zugeordnet werden sollen“, so Prof. Raad Shakir, Leiter des zuständigen WHO-Beratungsgremiums und Präsident der Weltföderation für Neurologie (WFN). „Zerebrovaskuläre Erkrankungen gehen mit Funktionsstörungen des Gehirns einher. Auch die Zusammenhänge zwischen Schlaganfall und Demenz, insbesondere Alzheimer, werden immer klarer.“ Die einseitige Entscheidung von WHO-Mitarbeitern, die neu geschaffene Kategorie „zerebrovaskuläre Erkrankungen“ in der Systematik statt der Neurologie nunmehr den Kreislauferkrankungen zuzuordnen, sei nicht nur unverständlich, so Prof. Shakir, sondern erfülle auch nicht die Anforderungen an transparente Entscheidungsprozesse innerhalb der WHO.

„Der Hauptzweck jeder dauerhaften Klassifikation muss immer das Interesse der Patientinnen und Patienten sein. Wenn Schlaganfall nicht als Erkrankung des Gehirns anerkannt wird, wird man diesem Prinzip nicht gerecht”, warnen die Autoren des Lancet-Kommentars. „Die jüngste Entscheidung über die ICD-Einstufung des Schlaganfalls muss wieder revidiert werden, um die Patientenversorgung zu sichern und korrekte Daten für die Versorgungsplanung zur Verfügung zu haben.“

Quelle: 1 Revising the ICD: stroke is a brain disease. Raad Shakir, Steve Davis, Bo Norrving, Wolfgang Grisold, William M Carroll, Valery Feigin, Vladimir Hachinski; The Lancet

(map/b&k)
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