Kanadische Wissenschaftler der University of Toronto haben kürzlich in einer nationalen Bevölkerungsstudie untersucht, in welchem Umfang sich Kinder von einem erworbenen demyelinisierenden Syndrom (ADS) des zentralen Nervensystems wieder erholen. Studienteilnehmer waren 283 Kinder mit einer neu aufgetretenen Attacke eines ADS. 244 von ihnen (86 %) mussten für durchschnittlich 6 Tage stationär behandelt werden und 184 zeigten moderate oder schwere neurologische Defizite. Die Auswertung aller gesammelten Daten ergab, dass 41 Patienten hochgradig enzephalopathisch waren, 41 nicht ohne Hilfe gehen konnten und 59 mit einer optischen Neuritis mäßige oder schwere Sehstörungen aufwiesen. Dabei war bei Patienten mit einer transversen Myelitis und bei denjenigen mit einer monophasischen Erkrankung die Wahrscheinlichkeit für moderate oder schwere Ausfallserscheinungen zu Beginn der Erkrankung höher als bei den übrigen Kindern. Insgesamt 27 Patienten (10 %) erholten sich von ihrem ersten Anfall nicht vollständig und 12 hatten schwere Rest-Defizite. Außerdem zeigte sich, dass eine monophasische Erkrankung, eine transverse Myelitis und schwere Defizite zu Erkrankungsbeginn mit einer schlechten Erholungstendenz assoziiert waren. Nach einem mittleren Follow-up von 5,06 Jahren wurde bei 59 Kindern (21 %) eine Multiple Sklerose diagnostiziert. Zwar erholten sich all diese Patienten von ihrer ersten Attacke wieder vollständig, im Folgezeitraum kam es jedoch auch bei ihnen nach einem durchschnittlichen Beobachtungszeitraum von 5,93 Jahren zu irreversiblen Ausfällen. In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass sich zwar mehr als 90 % der Kinder mit einem erworbenen demyelinisierenden Syndrom von ihren ersten Anfällen körperlich wieder erholen, einige mit einer optischen Neuritis oder einer transversen Myelitis jedoch bleibende Sehstörungen oder Symptome einer Rückenmarksschädigung aufweisen, so die Experten.