Der axonale Verlust ist eine Hauptursache für dauerhafte neurologische Einschränkungen bei Patienten mit Multipler Sklerose (MS). Ein möglicher Biomarker für den axonalen Verlust bei einer MS-Erkrankung ist das sogenannte Tau-Protein. Wissenschaftler der Dokuz Eylul University in Izmir, Türkei, haben kürzlich in einer Studie nochmals genauer untersucht, wie hoch die Tau-Protein-Spiegel bei MS-Patienten sind und haben die Ergebnisse mit den Spiegeln von neurologisch gesunden Kontrollpersonen verglichen. Teilnehmer der Untersuchung waren 41 Patienten mit einer MS (32 RRMS = relapsing remitting MS und 9 SPMS = sekundär progrediente MS), die sich alle in einer akuten Phase ihrer Erkrankung befanden. In der Kontrollgruppe waren 18 neurologisch gesunde Patienten, die sich unter Spinalanästhesie einer orthopädischen Operation unterziehen mussten. Der Tau-Protein-Spiegel in der Zerebrospinalflüssigkeit (CFS) wurde mit Hilfe des Double-Antibody-Sandwich-ELISA (DAS-ELISA) bestimmt. Es zeigte sich, dass die Tau-Protein-Spiegel in der CFS in der RRMS-Gruppe deutlich höher waren als in der SPMS- und der Vergleichsgruppe. Patienten mit einer SPMS wiesen außerdem niedrigere Tau-Proteinspiegel auf als die neurologische gesunden Probanden. Hohe Spiegel des Tau-Proteins in der Zerebrospinalflüssigkeit von RRMS-Patienten in einer akuten Erkrankungsphase könnten ein Hinweis auf eine fortschreitende axonale Schädigung entzündlicher Genese sein, so die Forscher. Bedingt durch die Hirnatrophie hätten Patienten mit einer SPMS außerdem wohl weniger Neurone um das Tau-Protein zu bilden. Die Forscher fügen noch hinzu, dass der niedrige Tau-Protein-Spiegel in der CSF im Falle einer SMPS möglicherweise auch ein Merkmal der axonale Degeneration sein könnte.