Neuer Ansatz könnte zielgerichtete Therapien bei Parkinson ermöglichen

Die typischen Symptome bei der Parkinson-Erkrankung, wie Zittern und Bewegungsverlangsamung, werden durch das Absterben der dopaminergen Nervenzellen (Neuronen) und dem damit resultierenden Dopaminmangel verursacht. Die Mechanismen, die zu diesem Zelluntergang führen, werden intensiv erforscht, eine Möglichkeit, den Prozess zu stoppen, gibt es bisher allerdings nicht. Auf der Suche nach Therapieoptionen für Parkinson-Patienten ist es Wissenschaftlern jetzt gelungen, für die sporadische Parkinson-Form, die mit über 90 % die meisten Patienten betrifft, die zugrunde liegende Stoffwechselstörung besser zu verstehen. Anscheinend besteht bei diesen Patienten bereits von Geburt an eine Störung der lysosomalen Zellreinigung.

In einer aktuellen Studie wurden gezielt besonders junge Parkinson-Patienten im Alter zwischen 30-39 Jahren mit einer sporadischen Erkrankung herangezogen, die keine Hinweise auf eine erbliche Form, keine monogene Mutation und keine Parkinson-Fälle in der Familiengeschichte hatten. Bei den Probanden zeigte sich aber bei der Ganzgenom-Sequenzierung ein erhöhter polygener Risiko-Score, also viele einzelne kleine Parkinson-assoziierte Risiko-Varianten. Die von den Studienteilnehmern entnommenen Blutzellen wurden gentechnisch reprogrammiert in sogenannte induzierte pluripotente Stammzellen (iPSC), d. h. die Zellen wurden in undifferenzierte Zellen wie im Embryonalstadium zurückgeführt, die auf keine Zellart festgelegt sind und sich zu jedem Zelltyp entwickeln können – so auch zu dopaminergen Neuronen wie in dieser Studie. Diese iPSC-Neuronen wurden weiter untersucht und es zeigten sich erhöhte α-Synuklein-Konzentrationen sowie ein reduzierter lysosomaler Stoffwechsel. „Diese Parkinson-typischen Zelleigenschaften zeigen, dass bei späteren sporadischen Parkinson-Patienten bereits bei der Geburt eine zelluläre biochemische Parkinson-Signatur angelegt ist“, so Professor Dr. med. Günter Höglinger, MHH Hannover. „Erstmals gibt es somit auch ein Zell-Modell des sporadischen Parkinsons, an dem Medikamente getestet werden können.“

„Weiter in die Zukunft gedacht, könnte die Parkinson-Risiko-Konstellation bzw. der polygene Risiko-Score im Rahmen des etablierten Stoffwechsel-Neugeborenenscreenings angeboten und frühzeitig eine Therapie der betroffenen Patienten begonnen werden“, erklärt Professor Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der DGN. „Darüber hinaus kann der neue Ansatz ermöglichen, dass zielgerichtete Therapien für alle Parkinson-Patienten entwickelt werden.“

Originalarbeit

Ambroxol for the Treatment of Patients With Parkinson Disease With and Without Glucocerebrosidase Gene Mutations, A Nonrandomized, Noncontrolled Trial Fulltext aus JAMA Neurol., Published online 13. Januar 2020

Originalarbeit

iPSC modeling of young-onset Parkinson's disease reveals a molecular signature of disease and novel therapeutic candidates. Abstract aus Nat Med 2020, 27. Januar 2020

Quelle: PI Stellung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN)

(bd)
Zurück zur Startseite
Weitere Newsmeldungen
Zum Archiv

Quellen-URL (abgerufen am 28.03.2024 - 17:04): http://www.neuromedizin.de/Weiteres/Neuer-Ansatz-koennte-zielgerichtete-Therapien-bei-Parkinson-.htm
Copyright © 2014 | http://www.neuromedizin.de ist ein Dienst der MedienCompany GmbH. | Medizin-Medienverlag | Amselweg 2, 83229 Aschau i. Chiemgau | Geschäftsführer: Beate Döring | Amtsgericht Traunstein | HRB 19711 | USt-IdNr.: DE 223237239