Die deutsche Wirtschaft hat nach Einschätzung der KonjunkturforscherInnen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) die Talsohle durchschritten. Dennoch, so die DIW-Forscher, ist der Weg zurück nach oben aber noch steinig. Nach dem knapp zweistelligen und historisch beispiellosen Einbruch der Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal 2020 dürfte die Erholung dennoch schneller vonstatten gehen als noch im Sommer erwartet. Unter anderem schiebt das Konjunkturprogramm der Bundesregierung die Erholung an. Dabei nehmen die DIWler an, dass es nicht zu erneuten lockdownähnlichen Einschränkungen infolge einer weiteren Infektionswelle durch das Corona-Virus kommt. Dies vorausgesetzt, dürfte die Wirtschaftsleistung in Deutschland in diesem Jahr nur um 6,0 Prozent schrumpfen, so die neue Prognose des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Damit fällt die Konjunkturprognose des DIW Berlin um mehr als drei Prozentpunkte höher aus als noch im Sommer. Für die Jahre 2021 und 2022 sind nach derzeitigem Stand Wachstumsraten von 4,1 beziehungsweise 3,0 Prozent zu erwarten.
Deutsche Wirtschaft ist offenlichtlich besser durch die Krise gekommen
"Die deutsche Wirtschaft ist bislang besser durch die Krise gekommen als befürchtet. Dennoch dürfte die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr unter dem Strich deutlich gegenüber dem Vorjahr sinken. Und für den weiteren Verlauf ist mindestens Skepsis angebracht. Viele wichtige deutsche Handelspartner hat es noch weitaus schwerer getroffen, was die Exportwirtschaft hierzulande in eine ungewisse Zukunft blicken lässt. Und auch im Inland werden viele wirtschaftliche Schäden erst nach und nach sichtbar werden", warnt DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen. Für die Jahre 2021 und 2022 rechnen die Analysten des DIW nach dem derzeitigen Stand mit Wachstumsraten des Bruttoinlandsproduktes von 4,1 beziehungsweise 3,0 Prozent. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass es bei weiteren Infektionswellen nicht zu erneuten, groß angelegten Lockdowns kommt.
Stabilisierungskurs muss weiter beibehalten werden
Vor allem private Haushalte haben die Krise besser als erwartet überstanden. Weil die Kurzarbeit allmählich zurückgeht und die verfügbaren Einkommen steigen, rechnet das DIW für den Rest des Jahres mit einem deutlichen Anstieg des privaten Konsums. Dazu kommen noch die gesenkte Mehrwertsteuer und die deshalb geringe Inflation von 0,6 Prozent. Dennoch ist Vorsicht angebracht. Auch wenn Haushalte sich langsam erholen, sind sie immer noch von Unsicherheit gepackt. Außerdem schwächelt der deutsche Außenhandel weiterhin. Die DIW-Forscher sehen es als wichtig, dass die Bundesregierung ihren Stabilisierungskurs und die Maßnahmen zur Sicherung von Unternehmen und Arbeitsplätzen beibehält. Es wäre übereilt, schon im nächsten Jahr die Schuldenbremse wieder einhalten zu wollen.
Quelle: PI DIW-Berlin, 10. September 2020