Wiederholte Ketamin-Infusionen verringern Schweregrad der Symptome von Patienten mit chronischer posttraumatischer Belastungsstörung
Wissenschaftler der Icahn School of Medicine at Mount Sinai, New York, USA, berichten in einem aktuellen Beitrag des „American Journal of Psychiatry“ davon, dass wiederholte Ketamin-Infusionen möglicherweise den Schweregrad der Symptome von Patienten mit einer chronischen posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) verringern können. Im Rahmen einer früheren randomisierten kontrollierten Proof-of-Concept-Studie einer einzelnen intravenösen Ketamin-Infusion bei PTBS-Patienten hatten die Forscher bereits zeigen können, dass sich die Symptome der Erkrankung schon 24 Stunden nach der Infusion signifikant und rasch verringert hatten. Nun initiierten die Experten zum ersten Mal eine randomisierte kontrollierte Studie, um die Effektivität und Sicherheit wiederholter intravenöser Ketamin-Infusionen in der Behandlung der chronischen PTBS zu untersuchen. Hierzu teilten sie 30 Patienten mit einer chronischen PTBS randomisiert (1:1) in zwei Gruppen ein. Gruppe 1 erhielt für eine Dauer von zwei Wochen insgesamt sechs Ketamin-Infusionen in einer Dosierung von (0,5 mg/kg), Gruppe 2 (= psychoaktive Plazebokontrollgruppe) Midazolam in einer Dosierung von (0,045 mg/kg). 24 Stunden nach der ersten Infusion und dann bei wöchentlichen Visiten wurden die Studienteilnehmer klinisch und aufgrund von Eigenangaben untersucht. Primäres Endziel der Studie war die Veränderung des PTBS-Symptomschweregrades, welche über den gesamten Behandlungszeitraum der Therapie anhand der „Clinician-Administered PTSD Scale for DSM-5 (CAPS-5)“ ermittelt wurde. Sekundäre Endziele waren die Ergebnisse der „Event Scale-Revised“, der „Montgomery-Åsberg Depression Rating Scale (MADRS)“ und mögliche Nebenwirkungen der Infusionen. Die Auswertung des gesammelten Datenmaterials ergab, dass die Ketamin-Gruppe durch die Behandlung nach den zwei Wochen langen Infusionen eine signifikant stärkere Verbesserung der CAPS-5- und der MADRS-Gesamt-Scores aufwies als die Midazolam-Gruppe. So lag der mittlere CAPS-5-Gesamt-Score in der Ketamin-Gruppe 11,88 Punkte unter dem der Midazolam-Gruppe. 67 % der Patienten der Ketamin-Gruppe waren Therapie-Responder, aber nur 20 % der Midazolam-Gruppe. In der Gruppe der Patienten, die auf Ketamin angesprochen hatten, lag die Zeit bis zu einem Verlust der Therapieantwort nach der zweiwöchigen Infusionsdauer im Durchschnitt bei 27,5 Tagen. Nicht zuletzt zeigte sich, dass die Ketamin-Infusionen ohne ernsthaftere unerwünschte Nebenwirkungen insgesamt gut toleriert wurden. Diese randomisierte kontrollierte Studie liefert eine erste Evidenz für die Effektivität wiederholter Ketamin-Infusionen zur Verringerung des Schweregrades der Symptome von Patienten mit einer chronischen posttraumatischen Belastungsstörung, so die Autoren.
(drs)
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Quellen-URL (abgerufen am 19.04.2024 - 02:36): http://www.neuromedizin.de/Psychiatrie/Wiederholte-Ketamin-Infusionen-verringern-Schweregrad-der-Sy.htm
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