Schwere Depressionen mit Ketamin-Therapie mildern

Ketamin, ursprünglich als Narkosemittel zur Schmerzlinderung zugelassen, wurde 2019 zur Behandlung von Patienten mit schweren Depressionen freigegeben. Im Gegensatz zu anderen Antidepressiva tritt die Wirkung von Ketamin binnen weniger Stunden ein. Allerdings war bisher noch wenig über den molekularen Mechanismus bekannt, der letztendlich die antidepressive Wirkung des Medikamentes im Gehirn auslöst. Kanadische Forscher der McGill University, Université de Montréal und der Carleton University fanden jetzt in einer Studie heraus, dass die für die Gedächtnisbildung entscheidende Proteingruppe 4E-BPs zur Freisetzung der antidepressiven Wirkung von Ketamin beiträgt. 4E-BPs agieren als Schalter. Dieser Vorgang ist ein entscheidender Bestandteil der Gedächtnisbildung, um den Vorgang der Proteinsynthese ein- oder auszuschalten.

Die Forschergruppe untersuchte die Wirkung von Ketamin auf das Verhalten und die neuronale Aktivität von Mäusen, deren Proteine aus spezifischen Gehirnzellen entfernt wurden. Es zeigte sich, dass Ketamin beim Fehlen von 4E-BPs vor allem in den Neuronen des Gehirns seine Wirkung nicht entfalten konnte. Weiterhin interessierte die Wissenschaftler auch die Rolle der 4E-BPs auf die Wirkung von Ketamin bei stimulierenden und hemmenden Neuronen. Laut Co-Autor Jean-Claude Lacaille hatte man erwartet, dass die 4E-BPs nur bei den stimulierenden Zellen wichtig sein würden. Es reichte jedoch aus, die 4E-BPs von den hemmenden Zellen zu entfernen, um die Wirkung von Ketamin zu blockieren. Insgesamt zeigen die Forschungsergebnisse, dass 4E-BPs für die antidepressive Aktivität von Ketamin von zentraler Bedeutung sind, so die Wissenschaftler.

Originalarbeit

Antidepressant actions of ketamine engage cell-specific translation via eIF4E

(pte/bd)
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Quellen-URL (abgerufen am 23.04.2024 - 18:25): http://www.neuromedizin.de/Psychiatrie/Schwere-Depressionen-mit-Ketamin-Therapie-mildern.htm
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