Gegen die Sucht: Nicht invasive Hirnstimulation bei Tabakabhängigen erfolgreich

Als Behandlungsalternative zu pharmakologischen und verhaltenstherapeutischen Ansätzen zur Raucherentwöhnung ist die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) bereits in der Erforschung. In den Studien eingeschlossen war bisher allerdings nur eine kleine Anzahl von PatientenInnen. Erstmals wurde nun in einer großen multizentrischen Studie untersucht, ob eine Behandlung mit der nicht invasiven Methode der Hirnstimulation wirksam ist. Eingeschlossen waren 262 PatientInnen, die an 12 US-amerikanischen und 2 israelischen Zentren rekrutiert wurden. Alle PatientInnen in der aktuellen Studie hatten mindestens einen erfolglosen Versuch hinter sich, mit dem Rauchen aufzuhören. Bei zwei Dritteln der Teilnehmenden waren drei oder mehr Anläufe gescheitert.

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BU: Die tiefe transkranielle Magnetstimulation (engl. deep TMS – dTMS) ermöglicht es, tiefer gelegene Gehirnregionen und somit mehr Neuronen zu erreichen. Bild: ©DGKN/A. Zangen/Brainsway Inc., Jerusalem, Israel.

Spezielle Form der rTMS eingesetzt

Eingesetzt wurde eine spezielle Form der rTMS, einer sogenannte deep TMS, mit einer weniger fokal wirkenden Stimulationsspule (eine sog. H4 Spule). „Das randomisierte und placebokontrollierte Design dieser Studie erfüllt die höchsten Standards und macht die Ergebnisse gegenüber früheren Untersuchungen belastbarer“, so die Einschätzung von Prof. Dr. Frank Padberg von der Psychiatrischen Uniklinik München, der das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte German Center for Brain Stimulation (GCBS) koordiniert.

Die Anwendung führte nach 6 Wochen zu mehr als einer Verdopplung der Abstinenzraten gegenüber der Kontrollgruppe. „Das ist in Ergänzung zu den bisherigen Behandlungsoptionen bei Tabakabhängigkeit ein beachtliches Ergebnis“, kommentiert Prof. Dr. Walter Paulus von der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN).

In den USA haben diese Ergebnisse bereits zur Zulassung der rTMS als für die Behandlung von erwachsenen RaucherInnen geführt.

Weitere Forschung für Anwendung in Deutschland notwendig

„Da es sich um einen ganz speziellen rTMS-Ansatz handelt, ist das Verfahren hierzulande noch nicht einfach verfügbar. Zur genauen Beurteilung des Stellenwertes bedarf es - trotz der klaren Ergebnisse dieser Studie - weiterer Forschung“, so Prof. Padberg.

Quelle: PI GKN, 22.10.2021

Originalpublikation: Repetitive transcranial magnetic stimulation for smoking cessation: a pivotal multicenter double-blind randomized controlled trial.

(bd)
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